Protestlieder beim Eurovision Song Contest
Stockholm (dpa) - Politische Botschaften sind beim Eurovision Song Contest unerwünscht - dennoch kommen sie immer wieder vor. Brisante Fälle im Überblick.
PORTUGAL: Fans verstanden 1974 das Lied von Paulo de Carvalho „E depois do Adeus“ („Und nach dem Abschied“) als Aufruf zur Revolution. Der Beitrag belegte zwar nur den letzten Platz - drei Wochen später wurde das Lied in Portugal zum Symbol der Nelkenrevolution.
UKRAINE: Unter dem sinnfreien Titel „Dancing Lasha Tumbai“ des ukrainischen Beitrags 2007 verstehen Zuhörer den Aufruf „Russia Goodbye“. Das Lied landete auf dem zweiten Platz. Dem Sänger Andrej Danilko alias Verka Serduchka wurden zeitweise Auftritte in Russland verwehrt.
ISRAEL: Großer Klamauk mit großer Sprengkraft? Das knallbunte Lied „Push the Button“ („Drück den Knopf“) soll 2007 auf das iranische Atomprogramm anspielen und die Angst der Israelis vor einem atomaren Konflikt zum Ausdruck bringen. Die Interpretation ist offen, entschied die ESC-Jury nach eingehender Prüfung. Die Künstlergruppe „Teapacks“ durfte auftreten, schied aber im Semi-Finale aus.
FINNLAND: Nicht allein mit ihrem Text sondern auch mit der Performance sorgte Krista Siegfrids 2013 für Aufsehen: Am Ende ihres Liedes „Marry Me“ („Heirate Mich“) küsste die Finnin eine ihre Background-Tänzerinnen und protestierte damit gegen das Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen in ihrer Heimat. Das Protestlied erreichte im Finale nur den 24. Platz.
ARMENIEN: Das Musikprojekt Genealogy erinnert zum 100. Jahrestag mit seinem Lied „Don't Deny“ („Verleugne Nicht“) an die Verfolgung der Armenier im Osmanischen Reich. Der Titel wurde nach dem Einspruch der Jury geändert - mit „Face the Shadow“ landete die Gruppe im Finale auf den 16. Platz.