Quadriennale: Schütte spendet 55.000 Euro für das Kinderhospiz

Träger des Kunstpreises zeigt Herz und Moral: „Ich kann mir nicht die Taschen vollmachen.“

Düsseldorf. Das macht nicht jeder. Thomas Schütte nahm am Freitag vor 600 Gästen im Robert-Schumann-Saal den Kunstpreis der Landeshauptstadt entgegen, aber reichte das Preisgeld gleich weiter- an das Kinderhospiz Regenbogenland.

Astrid Elbers, die Schirmherrin der Einrichtung, hatte Tränen in den Augen. "Sie wusste davon nichts", sagte Oberbürgermeister Dirk Elbers. "Ich kann mir in solchen Zeiten nicht dieses Geld in die Tasche stecken, und das auch noch steuerfrei", sagte Schütte und erntete tosenden Beifall.

Leicht zu nehmen ist dieser Künstler nicht. Beim Frage- und Antwortspiel bewegen sich Journalisten auf dünnem Eis. Was ist ernst, was nicht ernst gemeint? Schütte lässt sich nicht gerne festlegen - ein Künstler erklärt ja auch nicht sein Werk -, und Erwartungen im Interview begegnet er spielerisch wie einst John Lennon. Den Kunstpreis hätte er auch ablehnen können, lässt er wissen, aber dies sei anstrengender zu begründen und dauert läner. "Also geh’ ich hin und benehme mich zwei Stunden."

Das klingt arrogant, und Elbers spricht in seiner Laudatio gar von Verschlagenheit, später ist von "bösem Humor" die Rede. Dahinter aber steckt, und das macht der Schweizer Museumsdirektor Dieter Schwarz in seiner Festrede deutlich, die Reaktion eines Einzelnen auf die Macht und Brutalität, sei es von Gesellschaft oder Krieg.

Schütte ist für ihn auch ein Moralist. Den lässt manchmal die Welt nicht gut schlafen, wie er freimütig gesteht. Nach all den bedeutungsschweren und somit nicht minder bedrängenden Reden verdünnisiert sich Schütte erst mal vor die Tür - um eine zu rauchen.

Da stehen bereits viele Kunstinteressierte, die den Start der Quadriennale mitfeiern wollen. Freier Eintritt in den Museen bis Mitternacht und dann noch eine Party in K 21 - das kommt an.

Im museum kunst palast im Ehrenhof lockt die Nam June Paik Ausstellung mit viel Flimmern und Rauschen. Denn Paik, der lange an der Kunstakademie lehrte, ist vor allem als Videokünstler bekannt geworden. Die Gunst der Stunde nutzen auch Mechthild Olzem und ihre Freundin, die vom Künstler noch nicht viel kennen: "Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet, aber ich freue mich einfach darauf, ihn kennen zu lernen", sagt Olzem.

Im K 20 herrscht um die gleiche Zeit schon vorübergehender Einlassstopp. Der Andrang zur Beuys Ausstellung ist zu groß. Vor der Tür wartet Victoria Stahl. "Ich muss natürlich hier rein, ich studiere ja selber an der Kunstakademie". Und Beuys findet dort hauptsächlich noch in den Geschichtskursen statt, sagt die Studentin. Ihr Bekannter Olli findet das Gesamtkonzept gut: Mich reizt einfach, dass Düsseldorf all seine Kunstmuseen für eine Reihe bereitstellt", sagt er.