Angriff auf die Lachmuskeln der Karnevalsverweigerer

Stunk-Ensemble zeigt zum 13. Mal bissige Satire und schrille Parodien — inklusive Polonaise-App.

Düsseldorf. Wie erklärt man einem „Immi“, also einem Menschen, der erst seit kurzem im Rheinland lebt, dass die jecke Lebensform aus mehr besteht als faden Büttenreden und Humor auf Knopfdruck. Am besten, man nimmt ihn gleich mit zu Stunk, der ehemals alternativen Karnevalssitzung, die sich längst zum Karnevalsklassiker gemausert hat. Unzählige Sketche und Parodien lassen das Publikum vor Freude jauchzen und am Ende immer wieder um Zugabe bitten.

Der Schnäppchenmarkt-Filialleiter „Knutsch“ Knutschinski ist so ein Integrationsverweigerer, der den Karneval einfach nicht in sein Herz lassen will. Und schlimmer noch, auch seinen Angestellten will dieses „ungebützte Etwas“ das Feiern verbieten. Doch die geben so schnell nicht auf, ziehen alle Register rheinischer Lebensart und schaffen es am Ende sogar, dass sich der Karnevalsmuffel ein Polonaise-App auf sein Handy herunterlädt.

Doch bis dahin ist es ein weiter Weg, auf dem Lokal- und Bundespolitik ebenso eins auf die Mütze kriegen wie die katholische Kirche, das niveaugehemmte deutsche Fernsehen oder die Wutbürger von „Hubbelrath 21“, die gegen den Bau einer Umgehungsstraße demonstrieren.

Ein Höhepunkt einer jeden Stunk-Aufführung ist der Auftritt des grell und geschmacksfern gekleideten „Alleinunterhalter Heinz“, des selbsternannten „Tsunami der guten Laune“. Diesmal sorgt der Song-Contest beim Alleinunterhalter für Alpträume. „Da schaut die Welt nach Düsseldorf und was sieht sie?

Dirk Elbers, die menschgewordene Entschleunigung.“ Kurz darauf lässt er die Bombe platzen. Stefan Raab hat Lenas Lied „Satellite“ bei ihm geklaut. Zum Beweis interpretiert er seine eigene Version, die bis auf das Fehlen von Charme und Stil identisch mit dem Hit ist.

Trotzdem, der Funke springt unmittelbar auf das Publikum über, es wird getanzt, gelacht, gebützt. Auch beim Auftritt von „dat Rosi“, die von ihren Beziehungsproblemen mit Fernfahrer Manfred berichtet, fragt sich so mancher: Wann sieht man das Universal-Unikum endlich auf einer großen Bühne.

Die Satire über Missbrauchs-Vorfälle in der katholischen Kirche und die Verschleierungsversuche der Kirchenoberen ist dagegen arg böse geraten. Wenn man die rote Pappnase abnimmt, muss man sagen: Hier sind die Gags auf Kosten der Opfer teilweise mehr als grenzwertig.

Einer Grenzwertüberschreitung ganz anderer Sorte ist dagegen das nicht gerade für seinen spritzigen Humor bekannte Düsseldorfer Ordnungsamt auf der Spur. Die Agenten Argus und Auge legen dem Belzebub die Teufelsküche wegen unhygienischer Zustände still, der Ofen wird aufgrund fehlender Feinstaubplakette geschlossen und für den Dreizack hat er auch keinen Waffenschein. Armer Teufel.

Wenn am Ende selbst Karnevalsverweigerer „Knutsch“ nur noch mit dem Mottowagen ins Büro fährt, heißt es nach dreieinhalb Stunden harter Humorarbeit: Operation Karneval gelungen, Patient fordert dringend Zugaben.