Bei diesen Sitzungen blieb am Wochenende keiner sitzen
Bei der Sitzungs-Party der KG Regenbogen herrschte närrisches Treiben. Auch bei Onger Ons und in der Philipshalle wurde wild getanzt.
Düsseldorf. Elf Jahre alt wird die schwul-lesbische KG Regenbogen in diesem Jahr. Da sollte auch die Sitzungs-Party im Stahlwerk besonders schrill und schräg sein. Das Publikum trug seinen Teil dazu bei, die Kostümierungs-Quote lag nah an 100 Prozent, viele kamen sogar als Themen-Gruppen — wie zwei Pärchen, die passend zum Eurovision Song Contest als Abba-Kopie mitfeierten.
Längst kommen nicht mehr nur Schwule und Lesben zu der Party. Eine Tischgemeinschaft der Düsseldorfer Jonges feierte ebenso mit wie die Angermunder Narren der Elf Pilli. Und viele Ex-Prinzen von Thomas Merz bis Peter König. Der ehemalige CC-Präsident zog als ganz normaler Gardist mit der Prinzengarde Rot-Weiss auf.
Warum die Sitzungs-Party so attraktiv ist? „Die Stimmung ist einfach großartig. Und man kann zwischendurch mal rausgehen und quatschen“, sagt die ehemalige Tonnenbäuerin Nina Kurka, „das ist einfach lockerer als bei einer Sitzung, die fünf oder sechs Stunden dauert.“
Präsident Lothar Hörning hatte in der vergangenen Woche sogar auf eine große Feier zu seinem 50. Geburtstag verzichtet, um bei der Sitzung in Hochform zu sein. Und das war er. Die Regenbogen-Gesangsgruppen SEK und Schlossturmlerchen sangen die schönsten Lieder der Gesellschaft, Parodist Jörg Knör hüpfte mal als Otto über die Bühne, um Augenblicke später ganz cool als Udo Lindenberg aufzutauchen.
Aber am liebsten wollten die Narren feiern und schunkeln. „Alle mal aufstehen,“ forderte Jens Lier, Sänger der Prinzengarde Blau-Weiss, die Besucher auf. Das brauchte er aber gar nicht — bei der KG Regenbogen stehen ohnehin alle.
Die Narren von Onger Ons waren ihrer Zeit voraus. Sie fanden die normalen Sitzungen zu steif und feiern seitdem Sitzungs-Partys, bereits seit 24 Jahren im Renaissance. Ein Konzept, das ankommt. Auch am Samstagabend feierten mehr als 300 Besucher die Mischung aus Musik, Büttenreden und Tanz.
Besonderen Applaus gab es für die Kleinen. Denn seit dem vergangenen Jahr hat der Verein auch eine Kindertanzgarde. Acht junge Mädchen trainiert Traute Mai — die Jüngste ist die sechsjährige Zara, die Älteste heißt Ceyda und wurde am Samstag elf Jahre alt. „Seit Januar sind wir praktisch an jedem Wochenende unterwegs“, freut sich Traute Mai über den Erfolg der Truppe, „das macht sehr viel Spaß.“ Nachwuchssorgen gibt es bei Onger Ons nicht, jedes Jahr kommen drei bis vier neue Tänzerinnen dazu. Inzwischen hat der Verein rund 250 Mitglieder und gehört damit zu den größten in Düsseldorf.
Für die Stimmung im Spiegelsaal des Hotels sorgten unter anderen die Fire Drums, die Rheinstar Garde und Michael Hermes, der selbst Mitglied bei Onger Ons ist. Nach der Mitternachtsshow von Andrea Stein wurde bis in den frühen Morgen gefeiert.
Wer sich unter die knapp 4.000 Jecken in der „Lachenden Philipshalle“ mischt, der weiß, was kommt: ein flottes Bühnenprogramm mit fast allen Kölner Karnevalsgrößen und einigen Düsseldorfer Gästen — in diesem Jahr erstmals mit „Bob - Band ohne Bart“. Dazu etliche faszinierend verkleidete Menschen und eine Riesenstimmung trotz — oder wegen — wiederkehrender Elemente, die aus den fest vergebenen Sitzplätzen schnell Stehplätze machten. Der Sieg der Kölner Fußballer gegen die Bayern vom Nachmittag einte sogar die rheinischen Rivalen hörbar — auch wenn auf Düsseldorfer Boden kein „Alaaf“ geduldet wurde.
Stammgäste wissen indes auch, dass „Zugabe“-Rufe immer ungehört verhallen. So wie bei einem prächtig aufgelegten Bernd „Berniebärchen“ Stelter oder bei Kultgruppen wie Bläck Fööss, Brings und Höhner. Es sei denn, die Zugabe ist schon im schmalen Zeit-Budget enthalten.
Gewöhnen muss sich mancher Gast allerdings noch an das Rauchverbot in der Halle, das diesmal von zahlreichen Sicherheitsleuten kontrolliert wurde. Die meisten hatten kein Problem damit, ihrem Nikotin-Vergnügen im Seiten-Foyer nachzugehen.
Manch Unverbesserliche aber machten sich den zweifelhaften „Spaß“ und versteckten ihre Qualmerei wie Sechstklässler die Spickzettel bei einer Klassenarbeit. Tatsächlich rauchten einige sogar im Vorraum, statt es anderthalb Meter weiter vor die Tür zu schaffen.
Der bundesweit bekannte Insolvenzverwalter Wolfgang van Betteray erhielt am Sonntag die Ehrenmütze der Großen Karnevalsgesellschaft Düsseldorf.