Der Tausendfüßler — geliebt und gehasst zugleich
Während einige um ihn trauern, freuen sich andere über den Abriss des „Monsters“.
Düsseldorf. Für den nüchternen Betrachter geht es hier nur um ein bisschen Beton und Stahl, der objektiv gesehen die besten Jahre lange hinter sich hat. Zumindest wenn es es um den Anblick geht.
Doch für viele Düsseldorfer geht es beim Tausendfüßler um mehr. Für sie ist die Hochstraße aus den 1960er Jahren zu einem liebgewonnen Wahrzeichen geworden. Das soll nun verschwinden. Bereits am Montag beginnen die Abrissarbeiten.
„Furchtbar“ findet Margarete Bonmarriage diese Planung. „Den Tausendfüßler hat man doch mit Absicht verkommen lassen, er hätte so schön gestaltet werden können“, sagt die 76-Jährige. Täglich ist sie im angrenzenden Hofgarten unterwegs. Von dem, so befürchtet sie, ist bald auch nichts mehr übrig. „Das ist keine Parkanlage mehr zum ruhigen Verweilen. Es ist fast so, als wäre man auf der Straße unterwegs.“
Dass das Areal an der Schadowstraße schöner wird, daran glaubt auch Ingrid Landau von den Grünen nicht. „Gerade wenn man hier guckt, ist das doch sowas von genial“, sagt sie und blickt von P&C in Richtung Berliner Allee. „Der Tausendfüßler steht ja nicht umsonst unter Denkmalschutz“, sagt die stellvertretende Bezirksvorsteherin.
Auch Klaus Lückerath ist gegen den Abriss. „Ganz entschieden“, betont er. Immerhin sei es eines der elegantesten Bauwerke. „Das abzureißen wäre ein großes städtebauliches Verbrechen. Andere Städte beneiden uns um den Tausendfüßler.“ Deshalb ist der 72-Jährige in diesen Tagen „echt traurig“: „Den Abriss wird man nicht wieder gutmachen können.“
So viel Leidenschaft für ein Bauwerk kann Siegfried Teichert nur bedingt nachvollziehen. Er kann zwar verstehen, dass mancher Düsseldorfer am Tausendfüßler hängt, befürwortet aber den Abriss. „Dieses Monster steht einfach im Weg, vor allem dem geplanten U-Bahnbau. Man kann einfach nicht alles erhalten und manchmal ist es auch Zeit für etwas Neues.“
Vollkommen ohne nostalgische Erinnerungen blickt ein Passant auf die Hochstraße. „Schrott“ sei sie seiner Meinung nach. „Der war eh’ nur vorübergehend geplant.“ Für ihn ist die Wut der Aktivisten, wie die der Bürgerinitiative „Lott Stonn“, unverständlich: „Düsseldorf bleibt ja schließlich Düsseldorf, auch ohne dieses so genannte Wahrzeichen.“
Ihm pflichtet ein weiterer Passant bei, der nicht namentlich genannt werden möchte: Der Abriss werte die Innenstadt erheblich auf. „Der Tausendfüßler verhindert die Sicht auf die Geschäfte. Da kann mir keiner erzählen, dass Düsseldorf nicht schöner aussieht ohne diesen Betonklotz.“