Festival „Asphalt“ füllt das Sommerloch
Das Stück „Einzelzimmer“ eröffnet das Festival an ungewöhnlicher Spielstätte.
Düsseldorf. Am Freitag feierte das neue Sommerfestival „Asphalt“ Premiere. Mit der Erstaufführung des Stückes „Einzelzimmer“ eröffnete das Theaterkollektiv „per.Vers.“ das Festival, das von der WZ als Medienpartner begleitet wird, an ungewöhnlicher Spielstätte. Bespielt wurde eine leerstehende, ehemalige Backfabrik an der Ronsdorfer Straße.
Durch Handlung und Räume führt ein Tänzer. Wortlos-liebenswürdig, fast chaplinesk, wird er zum Reiseführer. Ratlosigkeit, als er die Zuschauer verlässt. Verschlossene Türen und keine Ahnung, wohin es weitergeht — die erste Phase des Staunens im Publikum beginnt. Von Raum zu Raum wird sich weiter getastet, bis eine Stimme fragt: „Was störst du mich hier, wo ich so sehr mit mir selbst beschäftigt bin?“ Unbehagen macht sich unter den Zuschauern breit.
In jedem der Räume wird ein neues Schicksal erlebbar. Vor abgeschlagenen Kacheln und schimmeligen Tapeten öffnet Schauspielerin Julia Dillmann — „ich kann mich wahnsinnig gut öffnen, ich muss es nur wollen“ — ihr Herz. Ihre Beziehungen, ihre Einsamkeit, das „sich selbst im Wege stehen“ — alles wird deutlich in ihren Reflexionen: „Das Leben besteht aus warten: Warten auf ihn, warten darauf, dass man genug weiße Wäsche beisammen hat, um die Kochwäsche anzustellen.“ Warten darauf, dass das Leben beginnt. Nervös raucht sie, fast weint sie dabei. Und von draußen trommelt der Regen an die Scheiben, die Schwüle im Raum wird fast unerträglich — so wie ihre Selbstreflexionen.
Ein neuer Raum, ein neues Schicksal. Ein gescheiterter Mann, statt eines Lebens mit einer beruflichen Existenz ausgestattet. Alexander Steindorf spielt die verschiedenen Stufen von Verzweiflung und Panik bedrückend nachfühlbar. Zum Glück lockert das nächste Bild, mit dem der Zuschauer die letzte Phase des Staunens betritt, die Situation auf. Stumm wie ein Fisch sitzt ein Geschäftsmann im Aquarium und betrachtet die Zuschauer, aus dem Bassin ragt nur sein roter Schnorchel.
In dieser Intensität ist Theater nicht immer in Düsseldorf zu sehen. Dafür gibt es sehr viel Applaus vom — auch das wird hier erlebbar — sichtbar angerührten Publikum.