Grün-Weiß-Rot wirbt um Kinder
Früher war Grün-Weiß-Rot ein reiner Betriebssportverein. Nun wirbt er um die Jugend aus dem Stadtteil.
Düsseldorf. Im Vorfeld hatten sie sich nicht allzu viel versprochen. Lediglich mit einer Handvoll Anmeldungen hatte der Sportverein Grün-Weiß-Rot gerechnet, als er im Sommer 2012 eine Schnuppermitgliedschaft für seine Tennis-Abteilung anbot.
Doch dann wurde der Klub regelrecht überrannt und musste die Aktion direkt wieder stoppen. „Ich weiß auch nicht, wo die alle herkamen. Wir haben kaum Werbung gemacht“, sagt Friedrich Humpert.
Auch nach Monaten kann der Geschäftsführer noch nicht verstehen, warum plötzlich mehr als 100 Kinder und Erwachsene auf der Matte standen, um an der Fleher Straße Tennis zu spielen. Das hatte es seit Jahren nicht gegeben.
Im Gegenteil: Die Mitgliederzahl des ursprünglich als Betriebssportverein der Provinzial-Versicherung und der Landesbank gegründeten Klubs war seit 2000 kontinuierlich gesunken. Besonders dramatisch wurde es nach dem Aus der West LB. Auf einen Schlag verlor der Klub mehr als 100 Mitglieder, insgesamt waren es binnen weniger Jahre mehr als ein Drittel der ursprünglich 2000.
Darauf vorbereitet waren die Grün-Weiß-Roten nicht. Sorgen um die Mitgliederzahlen waren vorher schlichtweg unnötig. Denn im Gegensatz zu anderen Klubs, die im Kaiserreich oder der Weimarer Republik gegründet wurden, kamen die Mitglieder nicht aus einem Stadtviertel, sondern aus Konzernen.
Es war 1927, als Mitarbeiter der Provinzial-Versicherung einen eigenen Klub gründeten und damit einen Volltreffer landeten. Überall im Land strömte die noch junge Gesellschaftsschicht der Angestellten, die mehr Geld und Freizeit als die Arbeiter hatten, in die Sportvereine — vor allem in der Angestelltenhochburg Düsseldorf.
Der eigene Verein sprach sich innerhalb der Provinzial herum, schnell gesellten sich auch die Angestellten der Feuerversicherungsanstalt, der Landesbank, der Landesversicherungsanstalt und des Landeshauses dazu. Nach wenigen Jahren trieben mehr als 2000 Mitarbeiter nach der Arbeit regelmäßig Sport.
Diese Zeiten sind längst vorbei. „Wir mussten etwas tun, um dem Abwärtstrend entgegenzutreten“, sagt die Vorsitzende Monika Eck. Also machte es Grün-Weiß-Rot wie es andere aus dem Betriebssport gewachsene Vereine wie der Polizei SV oder der Post SV auch getan hatten und öffnete sich. Mittlerweile kommt ein Drittel der Mitglieder von außerhalb.
Und damit diese eine schöne Zeit im Verein haben, investierte der Klub kräftig in seine Infrastruktur. Durch öffentliche Gelder aus dem Masterplan Sportstätten wurden ein neuer Rasenplatz, eine neue Laufbahn und Beachvolleyballfelder gebaut, dazu renovierte der Klub aus eigenen Mitteln das Vereinsheim.
Nun muss dieses mit Leben gefüllt werden. Am liebsten mit Kindern aus dem Viertel. „Wir brauchen mehr Jugendliche“, sagt die Vorsitzende Monika Eck, die es „als Problem“ ansieht, dass der Verein in allen Sportarten zusammen nur vier Nachwuchs-Teams hat. Zwar sei dieser Umstand eine logische Konsequenz aus der alten Ausrichtung als Betriebssportverein, doch das soll sich nun ändern: „Denn wenn die Kinder einmal da sind, kommen irgendwann auch die Eltern.“