Integration: Trotz aller Mühen – es gibt auch hier Parallelwelten
Das Angebot für Migranten ist riesig und fängt in der Kita an. Aber Experten sehen auch Probleme.
Düsseldorf. Mittwoch erschien die vierte Auflage des Düsseldorfer Wegweisers für Migranten. Auf 72 Seiten listet die Stadt ein gigantisches Hilfs- und Beratungsangebot verschiedensten Anbieter auf - vom Sprachkurs über Fördermaßnahmen zur schulischen Integration bis zum interkulturellen Kochkurs. Gibt es also in der Landeshauptstadt keinen Anknüpfungspunkt zum Streit über die Thesen von Thilo Sarrazin? Klappt hier die Integration der knapp 111000 Ausländer aus über 170 Nationen reibungslos?
So weit würde Sozialdezernent Burkhard Hintzsche, der heute Abend im Goethe-Museum (ab 17.30 Uhr) einen Vortrag zum Thema hält, nicht gehen. Aber die ganz großen Probleme sieht er nicht: "Wir haben hier keine Kreuzberger Verhälnisse." Das Hilfesystem der Stadt für Migranten sei gut organisiert: "Wir haben hier einfach einen wirklichen Zugang zu Kindern und ihren Eltern über die vielen Kitas und Ganztagsgrundschulen."
Ansonsten erreiche man natürlich meist nur die Ausländer, die auch erreicht werden wollen: "Aber wir gehen auch gezielt auf die Familien zu, etwa mit den Elternbesuchsdiensten, um Probleme zu erkennen." Pavle Madzirov, der Vorsitzende des neuen Integrationsausschusses, hält vieles in der aktuellen Debatte für aufgebauscht.
Bei allen Erfolgen in der Integration gebe es lokale Probleme: "Mich sorgt hier einiges, etwa die Ballung Russisch-Stämmiger in Hassels", sagt der CDU-Politiker. Es müsste mehr Möglichkeiten der Begegnung geben. Madzirov: "In vielen Schulen entscheidet die Nationalität darüber, welchem Freundeskreis man angehört." Auch im Freizeitbereich sieht er Tendenzen zu Parallelgesellschaften: "Wo sind denn Diskos oder Lokale, die deutsche und türkische Jugendliche besuchen?"
Als Vorzeigerezept für die Einbindung von Migranten gilt stets der Sport. Wo finden ausländische Kinder schneller Freunde als in einer Fußballmannschaft? "In den Jugendabteilungen der Vereine ist Integration kein Programm, sondern seit Jahren gelebte Arbeit", sagt Peter Frymuth, Jugendausschuss-Vorsitzender des Fußball-Verbandes Niederrhein und Vorstandssprecher der Fortuna. Wie zum Beweis erzielten am Wochenende Spieler mit Migrationshintergrund elf von 17 Toren der Düsseldorfer Bezirksliga-Teams.
Doch auch der Düsseldorfer Sport kennt abgeschottete Parallelwelten. "Schon 2007 gab es neun monoethnische Nationalteams wie Vatangücü oder den FC Kosova", sagt Madzirov. Hinzu kommt, dass Mädchen aus muslimischen Familien oft keinen Sport betreiben dürfen. Und in vornehmeren Sportarten wie Tennis oder Hockey sind die Mannschaften längst nicht so gemischt wie beim Fußball.