Intendant Holm hat Angst vor dem Theater-Gau

Nach der Bauverzögerung ist die Theater- leitung besorgt, dass es auch mit dem neuen Termin nicht klappt.

Düsseldorf. Geschockt präsentiert sich am Mittwoch die Leitung des Schauspielhauses. Zum ersten Mal seit Bekanntwerden der Bauverzögerung am vergangenen Freitag äußerten sich Intendant Staffan Holm und der Kaufmännische Direktor Manfred Weber vor der Presse. Beiden fiel es schwer, Optimismus zu verbreiten. „Die Situation ist sehr ernst“, sagt Holm, der ursprünglich am 14. Oktober mit seiner Hamlet-Inszenierung den Start seiner Intendanz und die Wiedereröffnung des Großen Hauses feiern wollte. „Bestürzt und enttäuscht“ sei er gewesen, als er erfahren habe, dass die Sanierung des Saals nicht rechtzeitig fertig werde.

Wie die WZ berichtete, ist die Anbringung der 900 Vogelahornplatten das Problem. Sie werden an der Saaldecke direkt vor die Akustik-Anlage montiert. Diese ist aus klanglichen Gründen wie ein kleines Gebirge konstruiert. Das macht die Verkleidung schwierig: Bislang sind erst 15 Prozent der Decke ausgestattet. „Die Arbeiter waren schon weiter, aber die Qualität der Akustik war unzureichend“, erklärt Weber. Also hieß es: Kommando zurück.

Die Monteure selbst sind vor Ort schwer gefordert. Sie müssen in schmalste Lücken schlüpfen, um die Holzplatten anzuschrauben. „An manchen Stellen haben wir nur 30 bis 40 Zentimeter Platz“, sagt ein Arbeiter.

Wer das Schauspielhaus betritt, hält die Luft an, denn so gut wie nichts erinnert an ein Theater. Die Hälfte des Saals ist mit einem Gerüst zugestellt, und da, wo die Bühne einmal stehen wird, ist ein Loch. Dass das bis zum 4. November alles fertig sein soll, mag man kaum glauben.

Diese Sorge plagt auch Holm. „Normalerweise spreche ich nicht über Religion“, kontert er spöttisch auf die Frage, ob er meine, dass er am 4. November seinen Hamlet tatsächlich im Großen Haus zeigen werde. Notfalls aufs Central auszuweichen, kommt für ihn nicht infrage. „Ich muss dieses Haus eröffnen. Es gibt keinen Plan C.“

Eigentlich beginnen am 19. Oktober im Großen Haus die Proben für den Hamlet. Da sich auch die Premiere „Einsame Menschen“ von Nora Schlocker verschiebt, müssen sich Holm und die junge Regisseurin die Bühne teilen. Allen Mitarbeitern im Schauspielhauses stehen harte Tage und Nächte bevor. Auf der heutigen Betriebsversammlung werden daher die Baupanne und ihre Folgen das Hauptthema sein.

Den finanziellen Schaden vermag Weber noch nicht abzuschätzen. Jedoch steht bereits fest, dass Wochenend- und Nachtzuschläge gezahlt werden müssen, dem Haus Einnahmeverluste bevorstehen. Immerhin: Laut Holm halten alle zusammen. Noch. „Bis zum 4. November kann ich diesen Kampfgeist halten. Wenn es dann nicht klappt, haben wir einen Gau.“

Das weiß auch Michael Klosner, der vom Schauspielhaus GmbH mit der Projektsteuerung betraut ist. Der Architekt sagt: „Wenn ich genug Personal bekomme, bin ich optimistisch, dass wir es schaffen.“