Die Sportart fürs ganze Leben

Bei den Freien Schwimmern kann jeder sein Pensum selbst bestimmen.

Düsseldorf. Julia Blank stößt sich vom Beckenrand ab und gleitet durchs Wasser. 25 Meter Brustarme kombiniert mit Kraulbeinen schwimmt sie, genau wie es Trainer Andreas Lohse vom Beckenrand aus angeordnet hat. „Das dient der Koordination“, erklärt der Trainer. Julia ist eines der großen Talente in der Wettkampfmannschaft der Freien Schwimmer. Bei den Westdeutschen Meisterschaften hat die 16-Jährige erst kürzlich den fünften Platz über 50 sowie den sechsten Platz über 100 Meter Brust erreicht.

Für Julia ist Schwimmen einfach der schönste Sport der Welt. „Es ist entspannend und der Kopf wird frei. Wenn ich aus dem Wasser komme, kann ich viel besser denken.“ Gleichzeitig ist es „absolut lebenswichtig“. Schon so einigen Kindern hat sie das Schwimmen beigebracht. „Jeder sollte schwimmen können und wissen, wie man sich im Wasser verhält. Ertrinken ist zudem ein äußerst qualvoller Tod.“

Abteilungsleiter Schwimmen, Günther Fammler empfiehlt, dass Kinder mit vier oder fünf Jahren Schwimmen lernen sollten. Das Seepferdchen, das erste Schwimmabzeichen, machen die Kinder bei den Freien Schwimmern im Kurssystem. Wenn die Jungen und Mädchen dann das Schwimmen für sich als Sport entdeckt haben, folgt die Aufnahme in den Verein mit dem Ziel, Teil der Wettkampfmannschaft zu werden.

Wer nicht auf Wettkampfniveau trainieren möchte, kann zu den restlichen Trainingszeiten, die der Verein in fast allen Düsseldorfer Schwimmbädern anbietet, frei trainieren — Übungsleiter, die Tipps zur Technik geben, sind immer anwesend.

Rund 950 Mitglieder hat der Verein, mehr als 600 davon sind unter 18 Jahre. Der Rest verteilt sich auf alle Altersstufen. „Schwimmen ist eine Sportart für alle“, sagt Trainer Andreas Lohse. „Denn Schwimmen ist eine klassische Ausdauersportart. Der komplette Bewegungsapparat wird trainiert. Dabei ist sie sehr gelenkschonend.“

Gerne sprechen die Freien Schwimmer in diesem Zusammenhang über ihr wohl bekanntestes Mitglied, Richard Reinstädtler. Seine Schwimmkarriere hat erst im Seniorenalter richtig begonnen. Unter anderem ist er 21-facher Weltmeister und hat 59 Weltrekorde aufgestellt. „Einmal ist er sechs Weltrekorde an einem Tag geschwommen. Damit steht er im Guinness-Buch der Rekorde“, sagt Fammler. Bis drei Jahre vor seinem Tod, im Mai 2010 mit 98 Jahren, hat Reinstädtler noch Wettkämpfe bestritten.

Julia trainiert mit der Wettkampfmannschaft fünfmal pro Woche. Neben diesem Pensum und der Schule ist es nicht einfach, Zeit für Freunde zu finden. „Meine Freunde akzeptieren, wie wichtig mir das ist. Wir treffen uns dann am Wochenende. Ich kenne aber auch viele Leute im Verein und im Verband, wir sind wie eine Familie.“ Leid geworden ist sie das Wasser nie — auch dank Trainer Lohse. „Er macht uns immer klar, dass wir das hier alles nur für uns machen.“