Mammut-Programm für Mariechen

Sara Flötmeyer und Tom Jansen tanzen bei der Prinzengarde. Die WZ hat sie einen Abend lang begleitet.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Es ist kurz nach 17 Uhr. Peter Sökefeld, Kommandant der Prinzengarde, gibt in der Kneipe „En de Canon“ erste Anweisungen an die versammelte Truppe. „Wir haben heute einen stressigen Abend vor uns und haben teilweise auch keine Luft nach hinten. In der Rheinterrasse müssen wir auf die Minute pünktlich sein, weil nach uns die Räuber spielen und die haben keine Zeit, weil sie danach noch an der Siegburger Straße bei der ,Lachenden Philipshalle’ auftreten.“

Foto: Judith Michaelis

Auch für Sara Flötmeyer und Tim Jansen steht ein anstrengender Abend bevor. Die beiden sind das Tanzpaar der Prinzengarde und müssen heute Abend dreimal auf die Bühne. „Das ist dann schon anstrengend, besonders für Tom“, meint Sara, „der muss mich ja immer hochwerfen und irgendwann lässt die Muskelkraft nach.“ Sie tanzt schon seit dem neunten Lebensjahr und seit zwölf Jahren bei der Prinzengarde. Tom ist erst seit zwei Jahren Tanzmajor und war vorher gar nicht so richtig im Karneval aktiv.

Inzwischen ist die Garde komplett, 79 Männer und sechs Frauen machen sich um 19.30 Uhr im Reisebus auf den Weg zum ersten Auftritt nach Oberbilk zur Siegburger Straße. Und ist der Weg auch noch so kurz, für Verpflegung hat die Truppe gesorgt. Ein paar Fässchen Bier und diverser Knabberkram haben auch den Weg in den Bus gefunden. „Sonst ist es doch langweilig“, meint Sprecher Ralf Bieder lächelnd und das erste „Prost“ hallt durch den Gang.

In der Halle angekommen wirkt Sara jetzt schon ein wenig nervös: „Ich bin sowieso immer ein Nervenbündel, aber vor fast 5000 Leuten, das ist schon etwas Besonderes.“ In einer ruhigen Ecke macht sich die hübsche 28-Jährige warm. „Vor allem nach den Auftritten müssen wir uns immer warm einpacken, damit wir uns keine Muskelverletzungen holen“, erklärt Partner Tom.

Pünktlich geht es dann auf die Bühne. Die gesamte Garde zieht ein und eröffnet die Sitzung. Im Saal herrscht bereits eine prächtige Stimmung. Alles klappt super, das Tanzpaar wirbelt fehlerfrei über die große Bühne. Es gibt viel Beifall, Sara und Tom klatschen sich ab.

Zurück im Bus bedankt sich der Kommandant erst einmal bei seiner Mannschaft für den tollen Auftritt. Um 22 Uhr steht die Rheinterrasse auf dem Programm und bis dahin ist noch ein wenig Zeit. So geht es zurück ins Stammlokal „En de Canon“. Allerdings nicht, ohne auf dem Weg vom Burgplatz bis zur Gaststätte ein kleines Konzert zu geben. Das kommt bei den Altstadtbesuchern hervorragend an, sie bleiben stehen, rufen laut Helau und machen viele Fotos.

Um 21.45 Uhr geht es dann wieder los. Einmal angekommen an der Rheinterrasse wird es auf einmal hektisch, das Prinzenpaar wartet schon und muss weiter zum nächsten Auftritt. Die komplette Garde rennt über die Straße und keine 30 Sekunden später geht es auch schon in den Saal. „Das war jetzt eine Punktlandung“, meint Ralf Bieder, „dabei waren wir pünktlich.“ Sagt das Prinzenpaar auch, offenbar ist da etwas schief gelaufen, aber geklappt hat trotzdem alles. Auch für das Tanzpaar läuft wieder alles bestens. Genau wie beim letzten Auftritt des Abends in Krefeld, wo sie noch einmal die Beine werfen müssen — und Tom Sara werfen muss.

Es ist 1.30 Uhr in der Nacht, als der Bus wieder in der Altstadt ankommt. Acht Stunden waren sie jetzt zusammen unterwegs. Das eine oder andere Fässchen Bier ist geleert und alle sind ein wenig müde. Aber erst am 5. März ist Aschermittwoch. Bis dahin ist noch ein gewaltiges Programm zu absolvieren.

Und nach Ostern geht es dann schon wieder los mit dem Training. „Erst suchen wir uns eine Musik aus, dann studieren wir dazu die Choreographie ein“, erklärt Sara, „und dann wird zweimal die Woche 90 Minuten trainiert.“ Da braucht man verständnisvolle Partner: „Meine Freundin hat zwar mit Karneval nichts am Hut, akzeptiert das aber“, sagt Tom. Sara hat es da schon besser: „Mein Freund ist Standartenoffizier bei Blau-Weiss, der ist auch vom Karneval infiziert und hat vollstes Verständnis.“ Trotzdem will sie jetzt einfach nur noch nach Hause und ins Bett: „Morgen Mittag stehen schon die nächsten Auftritte auf dem Programm ...“