Konzert: Ein Hauch von Kunstnebel bei den Grand Prix Classics
Die Stars vergangener Jahrzehnte gaben in der Tonhalle ihre ESC-Klassiker zum Besten. Die Show hatte was von anno dazumal.
Düsseldorf. Bei den Grand Prix Classics am Mittwochabend in der Tonhalle gab es etwas, was neuerdings beim Eurovision Song Contest (ESC) fehlt: ein großes Orchester. So nahm das WDR-Rundfunkorchester auf dem Podium Platz nebst den Cologne Voices und den Gewinnern von einst. Zu Gast waren die Größen vergangener Jahrzehnte: Katja Ebstein, Johnny Logan, Mary Roos, Nino de Angelo, Ingrid Peters und Guildo Horn.
Ein Hauch von Kunstnebel lag in der Tonhallen-Luft, sechs Kameras waren auf dem Posten, darunter ein behändes Ungetüm mit rasanter Langarm-Hydraulik, wodurch der Filmapparat wie eine Kirmes-Gondel durch die Lüfte fuhr. Alles erinnerte an die Monopolzeiten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens.
Es begann gediegen mit der Eurovisions-Hymne, die der Franzose Marc-Antoine Charpentier Ende des 17. Jahrhunderts komponierte.
Moderator Ralph Morgenstern erschien altmodisch-elegant im Frack und plauderte mit seinen Stars. Das Ganze begann etwas steif, doch mit der Zeit stieg die Stimmung, vor allem als die Top-Hits an der Reihe waren. Katja Ebsteins „Wunder“ erwiesen sich als Selbstzünder. Sie sang im Duett mit Guildo Horn, der den Saal später mit seinem „Guildo hat euch lieb“ zum Brodeln brachte.
Horn gewann wieder Sympathien mit seinem Mut zur uneitel-grotesken Selbst-Inszenierung. Mal 60er-Jahre-Krawatte, mal Pudelmütze — Guildo ist in der Welt des Stylings vor nix fies. Der Ruf nach Zugaben wollte gar nicht enden.
Viele Zuhörer waren allerdings für die Mitsingnummern nicht richtig vorbereitet. Zum Schlager „Für alle hier“ wurde vorsichtshalber ein Textzettel ausgeteilt. Das hatte dann mehr von einem Kirchentag als von Grand Prix.