Linksrheinisch lebt die Kultur in privaten Räumen

Von Heerdt über Oberkassel bis Lörick könnte sich noch einiges tun, meint Bildhauerin Nele Waldert.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Wie vielfältig ist das kulturelle Leben im Linksrheinischen, also Oberkassel, Niederkassel, Heerdt und Lörick?
Nele Waldert:
Hier könnte sich noch einiges tun. Hier wird viel gewohnt, gearbeitet und konsumiert. Da die Mieten hoch sind, hat sich die alternative Szene in den letzten Jahren stark zurückentwickelt, weil die sich das hier nicht leisten kann. Es gibt aktive Bürgervereine, Schützenvereine, das kleine Theater an der Luegallee, ein Museum, kleine private Räume, wo Musik gespielt, gelesen oder Kunst gezeigt wird, in Eigeninitiative. Während der Kunstpunkte sind auch linksrheinisch Ateliers geöffnet. Und es gibt die Heerdter Bunkerkirche am Pastor-Klinkhammer-Platz. In der Kirche und im Bunkerkeller finden regelmäßig Ausstellungen, Lesungen und manchmal auch Theateraufführungen statt.

Wo spielt abends die Musik?
Waldert:
Besonders im Chateaux Rikx am Belsenplatz — Bar, Café und Club in den Räumen eines ehemaligen Reifenhändlers, hinter dem Oberkasseler Bahnhof. Das ist die Alternative zu den schicken Oberkasseler Läden, jedoch leider bedroht von der Bebauung des Belsenparks.

Wo bekommt man sein kleines intellektuelles Abenteuer?
Waldert:
Für KunstliebhaberInnen im „Raum für Kunst“ in Oberkassel in der Sonderburgstraße 2, der aktuell einzige Off-Raum im Linksrheinischen, in dem Mathias Erntges junge Kunst aus Düsseldorf zeigt.

Wo wird die Lust auf Bilder befriedigt?
Waldert:
Für mich in der Julia-Stoschek-Collektion in der Schanzenstrasse 54. Bei freiem Eintritt kann in toller Architektur die aktuelle Medienkunst gesehen werden.

Mein Kulturliebling
Waldert:
Leider muss ich hier ins Rechtsrheinische schwenken, da wir hier linksrheinisch solch eine Künstlerinitiative oder Künstlerverein nicht haben: der Malkasten! Mein Geheimtipp: die Gartenvitrine im Malkastenpark. Der Verein Malkasten kuratiert und betreibt diese schön sanierte „Vitrine“, in der zeitgenössische Kunst abseits des Kunstmarkts, gezeigt wird. Die Vitrine befindet sich im Park des Malkastens hinten links.

Welcher ist der Höhepunkt des Jahres?
Waldert:
In eine andere Welt eintauchen kann man jedes Jahr zur Kirschblüte im Frühling im japanischen Kulturzentrum Eco-Haus in Niederkassel. Zur Kirschblüte sind die japanischen Gärten besonders schön und man kann den buddhistischen Tempel und das traditionelle „Papierhaus“ besichtigen.

Wo trifft man sich?
Waldert:
Im Café „Freund“ in der Viersener Straße 34 in Heerdt. Bei Kaffee, bestem Kuchen und kleinen Gerichten kann man mit Nachbarn und Gästen speisen und klönen — im Winter im Café im schönen Design sitzen — einem alten Gemischtwarenladen, oder im Sommer draußen auf einer alten Kirchenbank.