Sport: Das Tor zur Gesellschaft

Nirgendwo finden junge Migranten schneller Anschluss als in Sportvereinen, doch auch hier gibt es Barrieren.

Düsseldorf. Es war ein Kulturschock für Dragan Dasovic plötzlich im dritten Stock zu wohnen. Als der Kroate 1980 aus einem ländlichen Gebiet des damaligen Jugoslawiens mit 17 Jahren nach Düsseldorf kam, hatte er keine Ausbildung und sprach kaum Deutsch - aber Fußballspielen konnte er.

30 Jahre später ist Dasovic ein Paradebeispiel dafür, wie der Sport hilft, Menschen in unsere Gesellschaft zu integrieren. Seinen Ausbildungsplatz zum Restaurantfachmann hat Dasovic über Bekannte vom Fußball gefunden, seinen aktuellen Job bei einem Delikatessen-Großhandel auch. Ja sogar seine Frau hat er auf dem Fußballplatz kennengelernt. Außerdem lernte er die Sprache schnell, weil er fast täglich auf dem Platz war.

Heute ist der 47-Jährige Trainer und gibt die Erfahrungen aus seiner aktiven Zeit weiter. Auch in Sachen Integration: "Ich verbiete meinen ausländischen Spielern auf dem Platz ihre Muttersprache zu sprechen, damit sich keine Grüppchen bilden."

Stadtsportbund-Geschäftsführer Ulrich Wolter sagt: "Fußball ist ganz klar die Sportart Nummer eins bei den Migranten, danach kommt Kampfsport." In Hockey- und Tennisvereinen sucht man Migranten dagegen meist vergeblich. Diese Sportarten schaffen durch hohe Mitgliedsbeiträge und Materialkosten unüberwindbare soziale Barrieren.

Michael Klause kennt nichts anderes als Multikulti in seiner Truppe. Der Fußball-Trainer von Sparta Bilk scheucht etwa 20 Jugendliche über den Platz, deren Eltern aus zehn verschiedenen Nationen kommen. "Das Problem sind doch nicht die Jungs, die alle hier geboren sind, sondern die Eltern, die sich in ihrer eigenen kulturellen Welt abschotten", sagt er. So nehmen am Vereinsleben und an Auswärtsfahrten weit mehr deutsche Väter und Mütter teil als ausländische.

B-Jugend-Kapitän Ümit Yurday sagt: "Unsere Herkunft spielt gar keine Rolle. Wir sind hier alle Kollegen." Der 15-jährige Realschüler findet die viel diskutierte Unterstellung, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund sich nicht in die Gesellschaft einbringen wollten "ein bisschen doof. Das war nie ein Problem für mich. Meine besten Freunde sind zwei Deutsche und ein Ghanaer." Der heißt Emanuel Fofie und meint dazu: "Würde das nicht klappen, wären wir wohl nicht zweimal Meister geworden."

Vermutlich könnten sogar 50 Prozent der Fußball-Jugendabteilungen ohne Nachwuchs aus Zuwanderer-Familien dichtmachen. Trainer Klause jedenfalls sagt: "Eine rein deutsche Mannschaft würden wir hier gar nicht zusammenbekommen."