Tunnel wird zur Fußgängerzone
Tag des offenen Tunnels: Hunderte wollen unterirdisch nach Bilk spazieren.
Düsseldorf. Samstagvormittag, kurz vor 11 Uhr. Lange Schlangen an der Baustelle zur Wehrhahnlinie. „Die Leute wollen sehen, wo ihr Geld geblieben ist“, scherzt einer. Denn alle wollen sie hinab in die Düsseldorfer Unterwelt, wollen zu Fuß den 1100 Meter langen Südast der Wehrhahnlinie ablaufen.
„Was meinst Du, wie lange brauchen wir bis nach Bilk? Eine halbe Stunde?“, fragt eine Besucherin die Freundin. „Oberirdisch vielleicht“, antwortet die. Unterhalb des Stadtverkehrs müsste es doch viel schneller gehen. Oder?
Am Ende der langen Betontreppe wartet die zukünftige Eingangshalle mit nacktem, rauem Putz auf die Besucher. Erste Überraschung: Es ist warm hier unten. „Aber je weiter wir nach Bilk kommen, desto mehr wird der Wind reinpfeifen“, sagt Projektleiter Gerd Wittkötter. Wie ein leeres Schwimmbecken liegt die Schienentrasse unten im Bahnhof.
Noch fehlen die Gleise. „Anfang Januar beginnen wir hier mit den Gleisbauarbeiten“, erklärt Benno Ferrière vom Bauunternehmen Bilfinger.
Wo später einmal die Züge entlang rauschen werden, gehen am Samstag Fußgänger quer durch die Innenstadt — knapp 20 Meter unter dem Asphalt. „Der Bau ist schon absolut beeindruckend“, sagt Walter Knobloch. „Man sieht, wie es gebaut wurde — das kriegt man hinterher ja gar nicht mehr mit“, sagt er.
Tatsächlich sieht man, wie die einzelnen Tübbings, die Betonrohre des Tunnels, zusammen gesetzt wurden. Die durchnummerierten Betonelemente sieht natürlich auch Oberbürgermeister Dirk Elbers. Skeptisch wird er, als er entdeckt, dass auf Tübbing 375 Tübbing 378 folgt. Pfusch am Bau? „Wo sind die anderen hin?“, will er wissen. „Die wurden in Köln verbaut“, rettet sich ein Bilfinger-Angestellter aus der Verlegenheit. Trockener Konter des OB: „Na ja, wenn’s hilft...“
Viele nutzen den „Tag des offenen Tunnels“ auch zum Familienausflug. So wie Michael Lang, der mit Frau und Tochter die zurzeit teuerste Fußgängerzone der Stadt unter die Sohlen nimmt. „Die Aktion finde ich super“, sagt er, „weil sie den späteren Nutzen der U-Bahn greifbar macht. Wenn sie erst einmal fährt, wird sie für viel Freude sorgen und der ganze Ärger ist vergessen“, ist er sicher.
Nur Töchterchen Hannah (3) scheint noch unzufrieden zu sein. „Wann kommt die Bahn denn endlich“, quengelt sie. Sie muss sich noch etwas gedulden. Nach Plan fährt der erste Zug vom Graf-Adolf-Platz nach Bilk im Jahr 2015.