Venetia kommt mit Schlange
Prinzenpaar macht das Hilton zum Dschungelcamp. Für Stefan Kleinehr gab es beim Auftritt eine Überraschung.
Düsseldorf. Seit die Prinzengarde Rot-Weiss ihre Sitzungen unter ein Motto stellt, wird auch der Saal im Hilton immer voller. 850 Narren, so viele wie noch nie, ließen sich am Samstag vom Dschungelfieber anstecken. Das Thema hatte die Besucher bei den Kostümen inspiriert: Zebras, Bananen, Äffchen, Elefanten und jede Menge Wildkatzen ließen sich von der guten Laune des neuen Sitzungspräsidenten Dirk Kemmer anstecken.
Der Prinz aus der vergangenen Session führte erstmals durch den Abend, unterstützt von seiner Lebensgefährtin und Ex-Venetia Janine, die in der ersten Reihe saß. Vor zwei Wochen bei der Sitzung der Düsseldorfer Originale, war das genau umgekehrt. Höhepunkt des Abends war der Auftritt des Prinzenpaares. Denn Venetia Rebecca hatte sich eine lebendige Schlange um den Hals gelegt, die Ex-Prinz und Zirkusdirektor Thomas Merz zur Verfügung gestellt hatte. Dazu sang Prinz Simon „Versuchs mal mit Gemütlichkeit“ aus dem Dschungelbuch und es wurde auf der mit viel Fantasie dekorierten Bühne eine Prüfung aus dem Dschungelcamp nachgespielt. Allerdings mit Lutschern.
Einen Sonderapplaus gab es für Christian und Sandra Eyckeler. Denn die hatten mit Tänzern aus den eigenen Reihen einen Dschungel-Showtanz einstudiert, mit dem der mehr als fünf Stunden lange Sitzungs-Marathon eröffnet wurde.
Als wortgewandt gilt Stefan Kleinehr, Ex-Prinz, Literat des Carnevals Comitees und Chef der Swinging Funfares. Am Samstagabend bei der Sitzung der Weissfräcke konnte man miterleben, wie der Mann auf der Bühne blass wurde. Als nämlich seine Truppe mitten im ersten Lied den Auftritt abbrach. Aber es war keine technische Panne, sondern eine Überraschung, die Weissfräcke-Präsident Burkard Brings zusammen mit den Musikern vorbereitet hatte: Kleinehr ist nämlich seit 25 Jahren Leiter der Swinging Funfares und wurde in der vergangenen Woche vier mal elf Jahre alt.
Dafür erhielt er nicht nur eine Urkunde, sondern auch noch einen Reisegutschein über 25 mal elf Euro. Kleinehr war sichtlich gerührt und bedankte sich bei seinen Musikern: „Ohne euch hätte ich das alles nicht im Karneval erreicht. Und mein Studium hätte ohne die Swinging Funfares vielleicht nur acht und nicht vierzehn Semester gedauert.“ Vorher erlebten die mehr als 600 Gäste bereits eine närrische Reifeprüfung mit. Denn Polizeipräsident Herbert Schenkelberg, frisch gebackener Ehrensenator des Vereins, hielt seine erste Rede in der Bütt. Launig erzählte er, dass die Weissfräcke gut zu den weißen Mäusen passen, wie man die Polizeifahrzeuge früher nannte, auch wenn sie mittlerweile die Farbe gewechselt haben.
Jede Menge Ehrengäste, darunter Oberbürgermeister Dirk Elbers, der japanische Generalkonsul Kiyoshi Koinuma, Sparkassen-Chef Peter Fröhlich oder Zuckerbäcker Georg Maushagen, erlebten eine kurzweilige Sitzung mit vielen Höhepunkten, von den Kölner Rheinveilchen über Winfried Ketzer bis zu den rockigen Wanderern beim Finale.
Viele Jahre lang feierten die Stachelditzges in der Gesamtschule an der Graf-Recke-Straße. „Aber das war für uns sehr viel Aufwand. Wir mussten von der Bühnen-Dekoration bis zur Bewirtung alles selbst machen“, erzählt Literatin Anna Mohn. Darum feierten die Narren jetzt erstmals im Henkel-Saal, der mit 340 Plätzen ausverkauft war: „Alle unsere Stammgäste sind uns treu geblieben.“
Und es durfte anders als bei der Sitzung in der Schule auch wieder geraucht werden. Ein besonderes Andenken gab es für Anna Mohn und den ersten Vorsitzenden Nikolaus Jung. Beide sind seit drei mal elf Jahren bei den Stachelditzges und wurden mit einer Ehrennadel ausgezeichnet, die extra für den Anlass von einem Juwelier kreiert wurde. Für 22 Euro Eintritt bekamen die Narren viel geboten.
Die Fetzer räumten gleich zu Beginn mächtig ab, Achnes Kasulke präsentierte sich in Bestform und zum Finale marschierten die Domstädter mit 60 Musikern und Dudelsackspielern auf.
Eine der ältesten Auszeichnungen im Düsseldorfer Karneval ist der Rohrknoten, der alljährlich beim Karneval der Mannesmänner in der Philipshalle vergeben wird. Der Name des Geehrten wird bis zuletzt streng geheim gehalten. Das funktionierte auch diesmal: Der ehemalige Betriebsrats-Vorsitzende Jürgen Ladberg, inzwischen Arbeitsdirektor bei Vallourec & Mannesmann, war sichtlich gerührt, als er vor 900 Gästen den Rohrknoten bekam.
Ladberg hatte sich über viele Jahre auch dafür eingesetzt, dass die Traditions-Sitzung in der Philipshalle weiter stattfindet. Nach dem mehrstündigen Programm mit den Düssel-Disharmonikern, dem Mann mit dem Hötche und der Kinderbürgerwehr rockte die Band No Limit bei der After-Show-Party bis in den frühen Morgen.
Ausgerechnet in ihrem verflixten siebenten Jahr hatte man den Puppekööp ihre Halle hinter dem Belsenplatz abgerissen. Jochen Bolten, Kneipenwirt der Oberkasseler „Jägerklause“ und Präsident des Vereins, wich in den Pfarrsaal in Lörick aus. Sonja Pfeiffer, Fachfrau im Dekorationsbereich und Tochter der Vorsitzenden Renate Bruckerhoff, hatte ihn geschmückt.
Die 44 Mitglieder beteiligten sich aktiv an der Sitzung. Fünf der „Mädels“, wie Bolten sie nannte, traten in selbst genähten Riesen-Hosen auf, die sie an Reifen hielten. Die linksrheinischen Narren sind guter Dinge, dass sie ihren Verein ausbauen können, wenn schon aus Platzmangel nicht in Oberkassel, dann doch in Lörick, wo Paul Adams seine Feten in der Kräuterhalle eingestellt hat. Tonnengarde, Prinzenpaar, Rheinische Garde, Schlossturm-Garde, Blaue Funken und Räbbelche traten neben Alt Schuss auf. Ab heute bauen De Puppekööp ihren ersten Karnevalswagen, dürfen sie doch sogar im Rosenmontagszug mitfahren.