Viel Altersarmut in Hassels und ein Problem-Viertel in Garath
Die neue Sozialstudie der Stadt zeigt, in welchen Vierteln Armut ein besonderes Problem ist — etwa im Norden Garaths oder Hassels.
Düsseldorf. Dass es auch im wohlhabenden Düsseldorf Armut gibt, ist eine Binsenweisheit. Dass aber etwa die Altersarmut permanent wächst, dürfte nicht so bekannt sein. Die von der Stadt jetzt herausgegebene Fortschreibung der „Sozialräumlichen Gliederung“ nennt mit Stichtag 31. 12. 2010 noch 6701 „Personen im Alter von 65 Jahren und älter“, die Grundsicherungsleistungen nach SGB (Sozialgesetzbuch) XII empfangen. Bereits im Frühjahr 2012 lag die Zahl bei 7892, aktuell sind es mehr als 8200.
In über der Hälfte der Fälle sind es Frauen, weil sie im Schnitt geringere Renten bekommen. Insgesamt gehören viele Senioren zu den Beziehern, denen der Staat die Rente aufstockt.
Die neue Sozialstudie der Stadt, die 166 Sozialräume analysiert, zeigt nun detailscharf, in welchen Vierteln Düsseldorfs die Probleme besonders groß sind. Zunächst: Die meisten Alten wohnen in Bilk (3235), gefolgt vom Zooviertel und Derendorf; die wenigsten Senioren leben im Hafengebiet und an der Kiefernstraße in Flingern.
Die höchste Zahl an älteren Transferempfängern gibt es in Hassels-Nord, in der Siedlung rund um die Potsdamer Straße, gefolgt von der Geeststraße in Holthausen (siehe Grafik unten). Manchmal liegen Wohlstand und Not ganz dicht beieinander — etwa im Südosten von Garath. Die Siedlung, die von der Carl-Friedrich-Goerdeler-Straße und Am Kapeller Feld eingeschlossen wird, weist 24,3 Prozent Hilfsempfänger über 65 auf; in den Straßen direkt daneben, östlich des Kappeler Feldes („Motte“) sind es 0,0 %.
Apropos Garath: Im Norden des Stadtteils, zwischen Schwarzer und Wittenberger Weg, liegt die vielleicht ärmste Siedlung Düsseldorfs: „Hohen sozialen Handlungsbedarf“ sieht die Studie hier — kein Wunder angesichts einer Hartz-IV-Quote von 59,2 % und 48 % Arbeitslosen. Zum Teil beziehen ganze Familien seit Generationen Stütze. „Was wir in dieser Siedlung erleben, ist eine zunehmende soziale Spaltung“, sagte NRW-Wohnungsminister Michael Groschek jetzt der Bild-Zeitung.
Vor Ort weit besser kennt sich Bezirksvorsteher Klaus Mauersberger aus. Er warnt davor, das Viertel zum Ghetto zu dramatisieren und die Bewohner zu stigmatisieren: „Da ist längst nicht alles schlecht, die Kriminalitätsrate etwa ist nicht hoch“, sagt er. Freilich müsse man mehr tun: „Die Stadt wird dort ein Mieterbüro als Verbindung zu helfenden Stellen einrichten. Und wir berufen eine Viertel-Konferenz ein, in der vor allem mit Jugendlichen auf Augenhöhe geredet wird. Sie brauchen Perspektiven.“
Es ist jedoch beileibe nicht der einzige soziale Brennpunkt in der Stadt. Statistisch ins Auge sticht die Hochhaus-Siedlung in Hassels-Nord, wo fast 49 Prozent Hartz IV beziehen. Ebenfalls nicht rosig sieht es an der Geeststraße in Holthausen aus oder im Osten Urdenbachs, direkt am Benrather Schlossparks aus.