Vorstellungsgespräch: „Falsche Bescheidenheit ist oft ein Problem“
Torsten Poppek erklärt den perfekten Auftritt beim potentiellen Arbeitgeber.
Düsseldorf. Vom Oberstufenschüler bis zum berufserfahrenen Manager sind Jobsuchende unterschiedlichster Couleur vertreten im Kursus „Vorstellungsgespräche“ des Rhetorik-Dozenten Torsten Poppek. Die acht Teilnehmer sitzen in einem Raum der Volkshochschule im Weiterbildungszentrum am Bertha-von-Suttner-Platz und erlernen Techniken, beim ersten Gespräch mit einem Unternehmer oder Personalchef einen guten Eindruck zu hinterlassen.
„Der erste Eindruck eines Menschen ist nicht immer der stimmende, aber der bestimmende“, sagt Poppek. Daher sollte der Bewerber keine Signale aussenden, die ihn in einem ungünstigen Licht erscheinen lassen könnten. Und da man nicht immer weiß, wie man tatsächlich nach außen wirkt, zeichnet Poppek fiktive Vorstellungsgespräche mit der Videokamera auf. Der Dozent schlüpft in die Rolle des Personalchefs und stellt bei laufender Kamera die typischen Fragen, etwa die: „Warum sollten wir uns gerade für Sie entscheiden?“ Das ist ein kritischer Moment, bei dem der Bewerber eine überzeugende Antwort parat haben muss.
Die Übung umfasst den gesamten Ablauf — von der Begrüßung an der Tür über das gemeinsame Platznehmen an einem Tisch bis zur Verabschiedung. Im Anschluss sieht man sich gemeinsam in der Gruppe den soeben entstandenen Film an. „Wie fanden Sie sich?“ fragt Poppek zunächst seinen Interviewpartner, ein Zwölftklässler, der sich für den dualen Zweig eines Ingenieursstudiums bewerben will. „Eigentlich ganz okay“, antwortet der Schüler, der einen natürlichen, nicht übertrieben selbstbewussten Eindruck gemacht hatte. Beim Feedback in der Gruppe gibt es fast nur Lob. Er sei sympathisch, manchmal etwas flapsig, aber auch souverän rübergekommen. Auch der Dozent zeigt sich beeindruckt: „Er hat klare Vorstellungen von dem, was er machen will, kennt dabei seine Schwächen, ist aber mit sich im Reinen.“
Einen anderen Eindruck macht der reife Manager. Zunächst ist er der Einzige im Raum mit formellem Anzug und Krawatte. Sein Auftritt wirkt betont seriös, professionell. Das macht auch auf die Teilnehmer Eindruck. Allerdings hätte der Auftritt etwas steif und besserwisserisch gewirkt, kritisiert man vorsichtig. Der selbstsichere Eindruck habe unterdessen getäuscht, erklärt der Kandidat anschließend und gibt zu: „Ich war aufgeregt wie damals als 17-jähriger Azubi bei meinem ersten Vorstellungsgespräch.“
Der häufigste Fehler, den unvorbereitete Kandidaten in solchen Gesprächen machen würden, sei der Hang, ausführlich den eigenen Lebenslauf zu erzählen, sagt Poppek im WZ-Gespräch. Dass die Leute ihr Leben vom Schulbesuch bis heute erzählen möchten, zeuge von der Verkennung der Hauptsache: „Es geht um das heutige Kompetenzprofil.“ Mit allem anderen verschenke man effektive Darstellungszeit. Auch falsche Bescheidenheit sei oft ein Problem: „Die meisten trauen sich nicht, auf ihre Stärken zu sprechen zu kommen.“ Allerdings müsse die realistische Selbsteinschätzung immer mit im Spiel sein. Auch Schwächen dürften zugegeben werden. Beispiel Stressbelastbarkeit: „Wenn Sie sagen, dass Sie in Spitzenzeiten stressbelastbar sind, geben Sie etwas, beschneiden es aber gleichzeitig.“ Solche Einschränkungen seien in Vorstellungsgesprächen nicht unbedingt von Nachteil.