„Wärst du doch in Düsseldorf geblieben“
Internet: In den Blogs wird die Vergabe des Eurovision Song Contest kontrovers diskutiert.
Düsseldorf. Düsseldorf holt den Eurovision Song Contest (ESC) an den Rhein! Während sich die Landeshauptstadt über die Entscheidung freut und OB Dirk Elbers reihenweise Gratulationen bekommt, wird im Internet kontrovers über die Vergabe diskutiert. Auf der ECS-Seite des NDR bloggt taz-Journalist Jan Feddersen und spekuliert in seinem Beitrag "Düsseldorf, man fasst es kaum" darüber, dass die Verwunderung im Ausland über die Entscheidung groß sein wird. Feddersen hält Düsseldorf für "sehr reich, sehr teuer und sehr gediegenen" und provoziert eine Kaskade von Kommentierungen. In der Anonymität des Internets nehmen die ECS-Fans kein Blatt vor den Mund.
Die Gratulationen setzen sich auch im Internet fort. Selbst aus der zweitschönsten Stadt am Rhein kommen Glückwünsche: "Herzliche Gratulation nach Düsseldorf aus Köln. Frohes Gelingen und viel Erfolg wünsche ich den rheinischen Nachbarn", schreibt Martin. Aus den unterlegenen Bewerberstädten kommen allerdings keine Gratulationen. Hamburg, Hannover, Berlin halten bei diesem Punkt Funkstille.
Am größten ist die Freude verständlicherweise bei den Bloggern aus Düsseldorf und Umgebung: "Ich freu mich! Und aus eigener Erfahrung weiß ich, wie toll die Düsseldorfer die WM 2006 zelebriert haben: Ich wette, dieselbe positive Stimmung wird erst recht beim ESC 2011 vorzufinden sein", kommentiert Jörg aus Düsseldorf. Ganz diplomatisch gibt sich der Blogger "Spongebob": "Wir aus Düsseldorf freuen uns auf viele deutsche und internationale Gäste, vielleicht freut ihr euch ein wenig auf uns."
Ganz undiplomatisch verteidigt Heinrich die Entscheidung: "Reicht schon, dass wir immer noch den Solidaritätszuschlag jeden Monat zahlen müssen! Dann noch Eurovision nach Berlin geben?" Die Wiedervereinigung in den Köpfen hat offenbar noch nicht bei allen ECS-Fans stattgefunden. Als pro Düsseldorf, aber Mensch ohne Kenntnisse lokaler Sitten und Gebräuche outet sich der "Kulturpapst": "Grandios. Düsseldorf Alaaf, oder wie das heißt."
Den geeigneten ECS-Moderator haben die Düsseldorfer auf jeden Fall schon gefunden: "Dann kann ja auch nur noch Hape Kerkeling das Ganze moderieren", schreibt "Stockum".
Ebenso groß wie die Schar der Gratulanten ist die Gegnerschaft. Wen wundert es, meist kommt sie aus Berlin oder Hamburg. Da wird sich geschämt, entsetzt gezeigt oder Beileid gewünscht. Viele Äußerungen sind nicht ganz ernst zu nehmen und reichen von "Wo ist Düsseldorf? Gibts da schon Strom?" bis "Ging es nicht noch etwas provinzieller? Vielleicht Buxtehude oder Freising?" Oder: "Der ESC gehört in die Hauptstadt! Peinlich für Deutschland!", kommentiert Kevin. Eine Bloggerin hat sich in Anlehnung an Dorthe Kollo selbigen Namen gegeben und skandiert deren größten Hit: "Wärst du doch in Düsseldorf geblieben." Selbstkritik ist aber auch zu finden: "Ich als Hamburger bin enttäuscht von Hamburg und Berlin, in meinen Augen die Prestigestädte Deutschlands, dass die nix gebacken bekommen haben", schreibt Chrischi.
Allen Kritikern springt die Pro-Düsseldorf-Fraktion entgegen. Die Düsseldorferin Katja schreibt: "Da kann man mal wieder sehen, wie einig unser Land ist. Die Hamburger und Berliner sollten sich schämen, sich hier so dilettantisch zu äußern." Ganz unversöhnlich gibt sich der Düsseldorfer aber nicht und reicht den Gegnern die Hand: "Wenn ihr vielleicht etwas netter seid, findet ihr bestimmt ein paar Düsseldorfer, die Euch aufnehmen würden", schreibt "Rheinländerin". Am Ende bekommt auch noch Jan Feddersen die Leviten gelesen: "Glücklich ist, wer keine Ahnung hat und trotzdem seinen Senf überall dazu gibt. Da ist es doch gut, dass Düsseldorf so viel Waschmittel produziert." So könne man Düsseldorf von dem Senf befreien, "den Sie hier virtuell auskippen".