Was wird aus dem ESC in Aserbaidschan?
Song Contest Bei der Pressekonferenz der Sieger gibt es kritische Zwischentöne.
Düsseldorf. Ausnahmezustand im Pressezentrum des ESC — lautstark feierten die Journalisten aus Aserbaidschan den Sieg ihres Landes beim Song Contest in Düsselorf. „Jeder kommt jetzt nach Aserbaidschan — wir sehen uns in Baku“ skandierten die Reporter und rannten laut jubelnd und fahnenschwenkend durch die Reihen der Sieger-Pressekonferenz.
„Vor sechs Monaten war ich noch Mutter und Hausfrau, jetzt bin ich ESC-Gewinnerin. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen“, freut sich Sängerin Nikki, die ihr Glück nicht fassen kann. „Dass wir gewonnen haben, kann ich heute noch nicht begreifen. Dazu brauche ich noch einige Tage“, sagt ihr Bühnenpartner Ell unter dem Jubel seiner Landsleute, die vor den Fragen ihren Stars immer wieder überschwänglich danken.
Doch es gibt an diesem Abend auch kritische Töne: „Der ESC wird von den Schwulen geprägt. Werden sie in einen traditionsbewussten Land Aserbaidschan freundlich empfangen. Sind Gays dort sicher“, will einer der Reporter besorgt wissen. Eine Frage, die Ell leicht in Verlegenheit bringt und auf die er nur indirekt antwortet: „Jeder ist bei uns willkommen.“ Er habe vom ersten Moment des Projektes an den Sieg geglaubt. „Es war aber gut, dass wir Schritt für Schritt vorwärts gegangen sind und so die Erwartungen immer wieder gezügelt haben. Danke an alle, die an uns geglaubt haben“, sagt der Sänger bescheiden.
Jetzt steht für das Duo wohl die Welt offen: „Vielleicht machen wir eine große Tour und veröffentlichen den Song in verschiedenen Sprachen. Genaues wissen wir noch nicht. Es wird aber auf jeden Fall großartig“, sagt Ell vielversprechend. Ob er hoffe, dass der Sieg von Aserbaidschan mehr Frieden in die Region bringe, will einer der Pressevertreter wissen: „Die Kultur bringt die Leute zusammen“, antwortet Ell gewohnt diplomatisch. Ein Comeback wie bei Lena schließen die beiden aus: „Vielleicht schicke ich ja meine Tochter ins Rennen, die wäre im kommenden Jahr so weit“, sagt Nikki grinsend. „Wir haben immer an uns und unser Lied geglaubt. Heute haben wir gezeigt, dass Träume wahr werden können“, sagt Ell zum Abschluss.
Gefeiert hat die Delegation aus Aserbaidschan ihren Sieg mit einem kurzen Besuch der Aftershow-Party in der Rheinterrasse, bei dem der Siegertitel in den frühen Morgenstunden „Running Scared“ noch einmal zelebriert wurde.