Wehrhahn-Linie: Ein Fall fürs Schwarzbuch
Der Steuerzahlerbund wirft der Stadt Geldverschwendung vor.
Düsseldorf. Der Vorwurf wiegt schwer: Beim Bau der Wehrhahn-Linie würden Steuergelder verschwendet. Das jedenfalls glaubt der Bund der Steuerzahler, der das Groß-Projekt in sein Schwarzbuch 2011 aufgenommen hat. Der Verdacht der Experten: Die Politiker hätten seinerzeit beim Baubeschluss im Blindflug abgestimmt. Die geschätzten Kosten für das Bauwerk seien von der Verwaltung bewusst zu niedrig angegeben worden, um eine Mehrheit dafür zu bekommen.
Die späteren Kosten-Steigerungen — statt 650,5 Millionen Euro wie ursprünglich geplant soll die Linie jetzt 748,1 Millionen kosten — seien absehbar gewesen. Die waren von der Verwaltung damit begründet worden, dass Versorgungsleitungen nicht lagen wie in den Plänen verzeichnet, zudem seien zusätzliche, nicht absehbare Personalkosten angefallen. Der Bund der Steuerzahler glaubt das nicht: „Ist die Preissteigerung einfach Pech? Bei weitem nicht.“ Beides sei absehbar gewesen und hätte deshalb zwingend einkalkuliert werden müssen. Wären die realen Kosten von Anfang an bekannt gewesen, hätte es womöglich keinen Beschluss für den Bau gegeben, spekuliert der Steuerzahlerbund.
Die Stadt weist diese Vorwürfe zurück. Tatsächlich seien die Zusatzkosten nicht erwartbar gewesen. Sie verweist u.a. auf die Kosten für die Sicherung des Jüdischen Friedhofs, der während der Bauarbeiten gefunden wurde. Ein Teil der zusätzlichen Personalkosten sei nach dem Stadtarchiv-Einsturz in Köln entstanden, um die hiesigen Baustellen zu prüfen.
Die Politiker stellen sich überwiegend hinter die Verwaltung. Die Fraktionschefs von CDU und SPD, Friedrich Conzen und Markus Raub, glauben, dass die Verwaltung seriös gearbeitet hat. Man erwarte zwar eine Stellungnahme im Fachgremium, im Übrigen sei der Sinn der Wehrhahn-Linie aber unbestritten.
Skeptischer äußert sich Norbert Czerwinski (Grüne): „Weil oft der Eindruck bleibt, dass mit Schaufenster-Preisen gearbeitet wird, schauen wir jetzt beim Kö-Bogen so genau hin.“ Keine Überraschung sind die Vorwürfe vom Bund der Steuerzahler auch für Jost Schmiedel vom Verkehrsclub: „Wir haben immer gesagt, dass die U-Bahn zu teuer ist für den beschränkten Nutzen. Für die Fahrgäste bringt sie vor allem längere Wege zu den Haltestellen und wegfallende Direktverbindungen. Das ist den Preis nicht wert.“