Wehrhahn-Linie wird noch viel teurer

Die Baufirmen fordern 42 Millionen Euro mehr für Kaufhof-Vereisung. Die Gesamtkosten belaufen sich jetzt 929 Mio. Helfen der Bund und das Land?

Düsseldorf. Der vor zwei Jahren vollendete Bau der Wehrhahn-Linie kommt die Stadt noch einmal 41,8 Millionen Euro teurer als geplant zu stehen. Insgesamt kostet die Ost-West-U-Bahn nunmehr 929 Millionen Euro — so jedenfalls steht es in der Abschlussrechnung, die die Stadtspitze am 22. März dem Rat vorlegen wird. Beim Baubeginn 2007 lag die Kostenschätzung noch bei 494 Millionen Euro, ein Jahr später kalkulierte die Stadt schon mit 650 Millionen, zuletzt genehmigte der Rat Ende 2013 dann 843,6 Millionen Euro. Aber auch darin enthalten waren noch nicht Kosten von 43,5 Mio — unter anderem für die Sonderprobleme durch den unter der Kasernenstraße entdeckten jüdischen Friedhof oder die künstlerische Gestaltung der U-Bahnhöfe.

Foto: Sergej Lepke

Hier zentrale Fragen und Antworten zu den jetzt aufgetauchten neuen Mehrkosten von 41,8 Millionen Euro.

Die Arge der Baufirmen hat kurz vor der Abschlussrechnung noch erhebliche Nachforderungen gestellt. Der größte Teil entfällt auf das „Baulos 2“, hinter dem die Unterfahrung des Kaufhofs an der Kö steht. Hier entschied sich die Stadt — nach den Erfahrungen in Köln mit dem Einsturz des dortigen Stadtarchivs — dafür, das Gebäude nicht konventionell mit Schlitzwänden abzusichern, sondern den Untergrund zu vereisen, um ein Nachgeben des Hauses zu verhindern. Ein 75 Meter langer Eispanzer sicherte das Erdreich ab. „Sachlich war das die genau richtige Entscheidung, es gab dort keine Bauprobleme, sagen Andreas Hartnigk (CDU) und Markus Raub (SPD), die Vorsitzenden der Kleinen Kommission Wehrhahn-Linie.

Bau-Verzögerungen machten viel teurere 24-Stunden / 7-Tages-Schichten erforderlich. Zudem sind aktuell noch 15 externe Ingenieure mit der Dokumentation, Abrechnung und Gewährleistungsverfolgung beschäftigt, insgesamt stiegen die Personalkosten um immense 14,1 Millionen Euro.

Vermutlich ja. Bund und Land lehnten den Zuschussantrag der Stadt für die teurer „Vereisung“ von Anfang an ab. Dennoch will Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke mit beiden nachverhandeln, sie glaubt, „erhebliche Anteile“ seien doch zuwendungsfähig. Die Politik sieht es auch so, Andreas Hartnigk (CDU) sagt: „Zumindest müsste die Stadt den anteiligen Zuschuss für die konventionelle Schlitzwände-Lösung noch erhalten, die Differenz zur Vereisung zahlen wir dann alleine.“ Markus Raub meint: „Die gesamte Förderkulisse bei dem Projekt war unzureichend, vor allem der VRR hat sich öfter sehr knauserig gezeigt.“ Aber: Dass Bund und Land für abgeschlossene Bauprojekte noch nachträglich Zuschüsse zahlen, wäre absolut ungewöhnlich.

Die Kämmerin muss im Jahr 2018 35,8 Millionen Euro (von 41,8) begleichen, das soll aus überplanmäßig bereitgestellten Mitteln sowie aus Grundstücksverkäufen geschehen. Zudem soll das Amt für Verkehrsmanagement zusätzliche Rückerstattungen für andere Projekte in knapp zweistelliger Millionenhöhe bekommen.

Bauexperten sind sich einig, dass in Deutschland auch erhebliche Kostensteigerungen im Bauverlauf meistens nicht zu vermeiden sind. Dafür müssten grundlegend neue Gesetze her. So ist es in Deutschland — anders als in der Schweiz oder Holland — nicht gestattet, steigende Kosten (zum Beispiel durch die allgemeine Inflation) von Anfang an einzukalkulieren, damit es am Ende keine böse Überraschung gibt. Festpreise gibt es bei Projekten dieser Größenordnung nicht. Und: Generell hat das laufende Kostencontrolling bei der Wehrhahn-Linie auch relativ gut funktioniert. Ein möglicher Ansatz wäre, dass die Stadt von Anfang an energischer um Zuschüsse von Bund und Land kämpft.