Büttenredner-Duo Jeckes Jubiläum für „Geschwister in der Bütt“

Köln · Lena und Niklas sind 15 und 19 - und gehören zu den etablierten Künstlern im rheinischen Karneval. Seit elf Jahren treten die jungen Geschwister als Büttenredner-Duo auf - bis zu viermal an einem Abend.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Lena und Niklas Milewicz feiern in der aktuellen Session das wichtigste Jubiläum, das es für Jecken gibt. Die Geschwister sind bereits seit elf Jahren als Büttenredner-Duo im Karneval unterwegs. Das Besondere: Als sie 2009 das erste Mal in Alsdorf bei Aachen in der Bütt standen, war Lena vier und Niklas neun Jahre alt.

Mittlerweile touren die „Geschwister in der Bütt“, wie sich die beiden nennen, während der Karnevalszeit mit ihrer lustigen Reimrede im regionalen Dialekt durch die großen Sitzungssäle im Rheinland.

Da macht sich Lena etwa über Niklas' Kontostand lustig: „Machst du jetzt mit dem Handy auch Online-Banking?“ Ihr Bruder antwortet: „Nääää, mach ich nit, ich hab immer Angst, dass mein Bankaccount gehackt wird.“ Darauf Lena: „Bei dir wär et doch nit schlimm. Wenn se dein Konto sehen, überweisen sie dir zehn Euro mit dem Betreff "Bleib stark".“

Ihre Auftritte seien mittlerweile Routine, sagen die beiden. Die 15-jährige Schülerin und der 19 Jahre alte Student aus Alsdorf sind oft länger im Geschäft als ältere Büttenredner.

„Es gibt im Karneval generell nur sehr wenige Kinder-Redner“, sagt Eva Steffens, Sprecherin des Kölner Karnevalsvereins KAJUJA. Dort sind Lena und Niklas karnevalistisch groß geworden. Noch seltener sei es, dass die Redner so jung anfangen. „Als Künstler im Zwiegespräch in dem Alter sind die beiden einzigartig im rheinischen Karneval“, sagt Steffens. Büttenredner seien meist männlich und älter als 30.

Um sich elf Jahre im Karneval zu halten, müsse man etwas Einzigartiges haben. „Bei der KAJUJA haben wir maximal zwei Kindernummern, die sich pro Jahr vorstellen“, sagt Steffens. Bei Auswahlabenden vor dem Karneval zeigen Redner und Bands einer Jury ihr Programm. „Künstler, die noch nicht den großen Durchbruch hatten, können so an Auftritte kommen.“ Das war auch die Feuertaufe für Lena und Niklas in Köln.

Ihre erste richtige Büttenrede hielten die beiden 2010 in Aachen bei einem Nachwuchswettbewerb. „Für uns war das am Anfang wie Gedichte vorlesen“, sagt Niklas. Die Rede war von Witzeseiten unter anderem aus Comic-Heften zusammengesucht. In ihren buntkarierten Clownskostümen waren die Geschwister kleiner als die Mikrofonständer. „Weil Lena damals noch nicht richtig lesen konnte, war der Anfang etwas holprig“, sagt Niklas.

Die Comic-Hefte sind mittlerweile passé, heute schreiben sie ihre Reden selbst. „Wenn uns etwas Lustiges passiert oder wir etwas Lustiges im Alltag sehen, schreiben wir es auf“, sagt Niklas. Später setzten sie sich zusammen und schrieben zugeschnitten auf die Pointe eine kurze Geschichte. Witz-Potenzial könne ein Abend mit Freunden haben oder die Wartezeit an der Supermarktkasse, sagt Lena.

Um Aktuelles und Politik geht es in Lenas und Niklas‘ Büttenreden selten. Die Themen sind meist mit ihrem Leben verbunden. Früher war die Schule wichtig, heute sind es der Job, das Online-Banking oder die Beziehung. Die beiden spielen etwa mit Geschlechterrollen: „In einer Beziehung hat immer eine Person Recht - und die andere ist männlich“, scherzt Lena.

In der heißen Phase des Karnevals haben die Geschwister bis zu vier Auftritte pro Abend. Nachmittags bereiten sie sich vor, ziehen ihre zwei Outfits an, eins für die Rede, das andere für den Tanz am Ende. Dann fährt ihr Vater sie zum Auftritt. Meist sind die beiden erst spät wieder zu Hause.

Doch neben ihrem kleinen Job achten die Geschwister darauf, dass andere Dinge nicht zu kurz kommen - vor allem die Ausbildung und ihre anderen Hobbys wie Westernreiten und Autoschrauberei. Denn letztendlich sind die beiden immer noch jung, auch wenn Lena und Niklas schon lange zu den etablierten Künstlern im rheinischen Karneval gehören.

(dpa)