Veilchendienstag: Noch ein Zoch, wilde Marktweiber und „super“ Froschkutteln

Am Aschermittwoch ist schon wieder alles vorbei - vorher feiern Deutschlands Narren noch einige kuriose und bunte Bräuche. Ein Ministerpräsident bekommt eine seltsame Suppe serviert.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) rutscht am Fastnachtsdienstag in Riedlingen (Landkreis Biberach) nach dem traditionellen Froschkuttel-Essen aus dem Rathaus, wo ihn Gole-Begleiter in Empfang nehmen.

Foto: Felix Kästle

Düsseldorf/Riedlingen/München (dpa). Deutschlands Narren haben den Endspurt im Karneval eingeläutet. Am Aschermittwoch ist wieder Schluss mit lustig. Was am Veilchendienstag geschah:

VEILCHENDIENSTAGSZUG: In Mönchengladbach wird der Kranevalshöhepunkte rst am Dienstag erreicht: Ab 13.11 Uhr ziehen 71 Festwagen und knapp 4000 Kostümierte durch die Stadt.

ABWRACKEN: Ein Griff - und schon hat der Pappmaché-Kopf von Kanzlerin Angela Merkel eine Delle. Die Karnevalisten in Düsseldorf zerlegten am Veilchendienstag ihre in wochenlanger Arbeit aufgebauten Rosenmontagswagen. Mit Hilfe von Hammer, Brechstange und Bagger wurden die überwiegend aus Papier und Draht gestalteten Aufbauten abgewrackt. „Ein nettes Ritual“, kommentierte Wagenbauer Jacques Tilly, der mitmachte. Auch die einen „Terror-Wettkampf“ austragenden Schädel von Islamisten waren in kurzer Zeit demontiert. 

FROSCHKUTTELN: In gewohnt tapferer Manier löffelte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann seinen alljährlichen Teller Froschkutteln aus. „Super“, befand der Grünen-Politiker in Riedlingen nach dem Verzehr der Suppe aus Rinderinnereien. Die Suppe sei dieses Jahr etwas reichhaltiger gewesen: „Noch mehr Masse als sonst.“ Der 66-Jährige kommt seit Jahrzehnten auf Einladung der Narrenzunft Gole nach Riedlingen bei Biberach, um mit rund 350 Narren im Rathaussaal Froschkutteln zu essen.

TANZ DER MARKTWEIBER: Tausende Münchner feierten auf dem Viktualienmarkt beim traditionellen Tanz der Marktweiber. Mit flatternden Röcken und knallbunten Hüten aus Blüten und Obst erfreuten die Marktfrauen die Zuschauer. Laut Polizei kamen etwa so viele Menschen wie jedes Jahr - gut 10 000. Von Terrorangst war auf dem Viktualienmarkt nichts zu spüren. „Wir haben in München gezeigt, dass wir weltoffen und tolerant sind und dass wir jeder Art von Terror entgegentreten“, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). „Auch ich bin hergekommen ohne irgendwelche Bedenken.“

POLIZEI-BILANZ: Viele Städte meldeten keine größeren Probleme. In Köln und Düsseldorf war der Rosenmontag „relativ ruhig“. Es habe weniger Schlägereien als sonst gegeben. „Es war ein Familienfest“, sagte eine Polizeisprecherin in Köln. Im Südwesten hatte die Polizei bislang eine „sehr friedliche Fastnacht“.

Unfälle und Gewalt blieben bei den Massenspektakeln aber nicht aus. In Düsseldorf wurde eine 63-jährige Ordnerin von einer Zugmaschine erfasst und schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Ein Sprecher der Mainzer Polizei berichtete von einer „extrem großen Steigerung“ bei der Kriminalität: Es hagelte beim Rosenmontagszug 201 Strafanzeigen - 70 mehr als 2014.

Ein Polizeisprecher in Kaiserslautern sagte: „Die Hemmschwelle ist noch einmal heruntergegangen. Die Respektlosigkeit und Gewaltbereitschaft auch gegen Polizisten nehmen immer mehr zu.“ In Rockenhausen schlug am Montagabend ein 22-Jähriger einen Polizisten dienstunfähig.