Altweiber fliehen in die Königsburg
Seidenweberhaus ist zu teuer - die Großdisko kommt dem Festkomitee entgegen.
Krefeld. Die Grönländer sind schon ’raus aus dem Seidenweberhaus - und die Altweiber im kommenden Februar auch. Als die Organisatoren des Möhnenballes erfuhren, dass die Seidenweberhaus GmbH 5800 Euro Miete für die Säle an diesem Donnerstagabend kassieren wollte, ging Veith Winkels umgehend auf die Königsburg zu.
Und die Großdisko nahm das Festkomitee Krefelder Karneval mit offenen Armen auf: Sie verlangt keine Miete, ist mit den Einnahmen aus dem Verzehr zufrieden. So steht das Eintrittsgeld nahezu ausschließlich für das Programm und für die Finanzierung des Krefelder Rosenmontagszuges zur Verfügung. Denn letztlich dafür ist der Altweiberball 1976 eingeführt worden.
Bei maximal nur 1425 zugelassenen Gästen im Seidenweberhaus, einer knapp fünfstelligen Ausgabe fürs Show-Programm und 4300 Euro für den Sicherheitsdienst an den vielen Türen (an der Königsburg ist nur eine Schleuse zu bewachen), "hätten wir ein Verlustgeschäft gemacht", rechnet FKK-Mitglied Günter Wolff vor.
In diesem Jahr hatte sich die Seidenweberhaus-Geschäftsführung noch einsichtig gezeigt und die Miete deutlich reduziert. Aber die nach 35 Jahren ausgegrabene Baugenehmigung mit der Limitierung der Besucherzahl auf 1425 aus Brandschutzgründen lasse eine zünftige Party gar nicht zu.
"Die meisten der Altweiberball-Besucher sind 16 bis 28 Jahre alt", hat Wolff konstatiert. "Die sind in der Königsburg besser aufgehoben als im Seidenweberhaus."
Zu besten Zeiten (Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre) tummelten sich bis zu 5000 Jecke auf den verschiedenen Ebenen der früher so genannten "guten Stube" Krefelds. Die Großdisko Königsburg fasst immerhin 3000 Menschen.
Dass das Festkomitee diesen Weg geht, können auch die Gebrüder Herbert und Jürgen Rudnik, Noch-Gastronomen im Seidenweberhaus (bis 1. Mai 2011) verstehen - obwohl sie selbst einen heftigen Umsatzverlust erleiden werden. "Bei solch einer Mietforderung macht man Miese".