Ansturm auf Gursky: Krefeld wird zum Nabel der Kunstwelt
Die Wilhelmshofallee war gestern komplett zugeparkt. Aus ganz Deutschland kamen Kunstinteressierte zur Eröffnung.
Krefeld. Martin Henschel ist nicht gerade für Aufgeregtheit und schreiende Superlative bekannt. Aber an diesem Sonntagmittag kann der Direktor der Krefelder Kunstmuseen einfach nicht anders. "Das ist der absolute Rekord" sagt er.
Zur Eröffnung der Gursky-Ausstellung zog es am Sonntag von überall her Menschen nach Krefeld. Wegen Überfüllung musste das Haus Esters sogar kurzfristig geschlossen werden. Für einige hieß es: draußen bleiben und später auf die Fotos schauen.
"Kommt Gursky denn auch?", ist die bange Frage einer jungen Verehrerin. Ja, er kommt, still und zurückhaltend, sportlich gekleidet. Und auch seine Eltern sind da, als einzige Klappstuhlbesitzer im Haus Esters.
Seine erste Ausstellung hatte Gursky vor 19 Jahren in eben diesen Räumen. Kurator war damals Julian Heynen, jetzt in Düsseldorf tätig. Trotz eher mäßigen Erfolgs war die Ausstellung der erste Schritt auf dem Weg zum großen Erfolg.
Inzwischen sind Gurskys Fotos weltberühmt, Krefeld stellt nun 140 von ihnen aus, darunter solche, die noch nie zu sehen waren. Das lassen sich Bewunderer, Sammler, Fotografen, Künstler und Galeristen nicht entgehen.
Die Wilhelmshofallee ist komplett zugeparkt, und die wenigsten Autos haben Krefelder Kennzeichen - die Krefelder kommen zu Fuß oder mit dem Rad. Kulturdezernent Roland Schneider gratuliert dem Künstler zum am Samstag erhaltenen Kaiserring der Stadt Goslar. Und befindet dann zur neuen Ausstellung: "Das ist das Ereignis in Krefeld - vielleicht sogar in der ganzen BRD."
Die Fotografien von Gursky werden im Anschluß in Stockholm und in Vancouver gezeigt. Fredrik Liew, der Kurator aus Schweden, ist auch unter den Besuchern, ebenso Galerist Matthew Marks und viele Vertreter der Düsseldorfer Kunstszene.
Die Künstlerinnen Katharina Fritsch und Katharina Sieverding sind gekommen, der Künstler Stefan Hoderlein; Beat Wismer vom Kunstpalast Düsseldorf, Ulrich Wilmes und Thomas Weski vom Haus der Kunst in München, die Kunsthistorikerin Anneli Pohlen aus Bonn, Beate Ermocora aus Mülheim und und und. Auch Kunstmäzenin Gabriele Henkel aus Düsseldorf schaut sich etwas später Gurskys Bilder an.
Die Krefelder Künstler und Fotografen nutzen die Gelegenheit zum Gespräch und sonnen sich in einem selten gewordenen Gefühl: Krefeld mit seinen Mies-van-der-Rohe-Häusern ist heute der Nabel der Kunstwelt.