Krefelder Seniorin erzählt Geschichten vom ersten Mal
Eine Seniorin aus Krefeld erzählt der Autorin Jutta Vey, wie sich Intimität verändert hat.
Krefeld. Sie setzten sich auf die Couch und küssten sich. Dann kam eins zum anderen. Sie liebten sich in der Küche der Eltern. Gerdi erlebte ihr erstes Mal 1945 mit einem Soldaten. "Er war sehr lieb und vorsichtig. Das kann ich jeder Frau nur wünschen", erzählt die 82-jährige Krefelderin über ihr erstes sexuelles Erlebnis. Sie war bereits zwanzig. "Das war damals schon alt für das erste Mal", sagt sie. Ihre Schulfreundinnen hätten sich schon früher mit Jungs getroffen. Vorbehalte von wegen "nicht vor der Ehe" habe es nicht gegeben.
Die Hamburger Journalistin Jutta Vey hat mit 22 Frauen unterschiedlichste Herkunft, Bildung und Alters gesprochen. "Ohne Schubladendenken und fernab von Klischees", sagt die 38-jährige. Es sind Geschichten entstanden, die unterschiedlicher nicht sein könnten. "Manche Frauen musste ich aus der Reserve locken", erzählt sie.
Andere hätten ganz unverblümt und die kleinsten Details erzählt. So zum Beispiel die 17-jährige Sarah, die bereits mit zehn Pornos gesehen hat. Neun Monate ist Jutta Vey "schwanger gegangen" und hat dann das "Buch-Baby" auf die Welt gebracht. Die Idee zu dem Buch hat ihr die 13-jährige Tochter einer Freundin geliefert. "Sie hat ständig von dem Thema geredet", sagt sie. Es sei schon richtig nervig gewesen. Dann kam sie ins Grübeln. Über das erste Mal hört man eigentlich immer nur von Teenagern, über die "Omas" weiß man nichts.
Bis Anfang der sechziger Jahre war Sexualität ein Tabuthema. Öffentlich wurde darüber nicht gesprochen, wenn überhaupt nur privat. "Aufklärung fand nicht statt, Nacktheit war verpönt." Hatten Frauen aus den älteren Generationen ein enttäuschendes erstes Mal. "Es war eine große Überraschung, dass viele es als sehr schön in Erinnerung haben", erzählt die 38-jährige. Eben weil sie nicht richtig aufgeklärt worden seien, hätten sie auch keine so großen Erwartungen gehabt.
Und wie ist das Buch bei den Bekannten angekommen? Die Eltern von der Autorin sind leicht peinlich berührt, da sie ihre Tochter katholisch erzogen haben. Ihre 88-jährige Großmutter findet es ganz prima: "Es sei so ein schönes Buch". Sie wollte ihre Geschichte auch erzählen. Das wäre dann aber doch zu viel des Guten gewesen.
Auch Gerdis Bekanntenkreis hat positiv reagiert. Ihre Nichte fand die Geschichte sehr spannend. Die Geschichte von Gerdi klingt romantisch, hatte aber kein glückliches Ende. Die zwei blieben kein Paar, verloren sich aus den Augen. Doch bis heute hat sie ihn nicht vergessen. "Ich habe sein Foto immer noch in meinem Portmonee."