Mariechen auf der Überholspur: Krefelderin auf der A1 geboren

Die kleine Marie ist auf dem Seitenstreifen zur Welt gekommen. Die Oma wurde zur Hebamme.

Krefeld. Wer dieser Tage Familie Kellner in Dießem/Lehmscheide besucht, der trifft auf einen entspannten Vater René (18), eine sehr glückliche Mutter Angelique (21) und vor allem auf ein friedlich schlummerndes Baby namens Marie. "Ihr geht’s absolut gut. Der Arzt ist total zufrieden", freut sich Angelique Kellner. Deren zwei Wochen altes Baby liegt so friedlich im Bettchen, dass man meinen könnte, es hätte nie anders gekonnt. Konnte es aber.

Vor zwei Wochen brachte es die Mutter an den Rand der Ohnmacht und den jungen Vater an den des Nervenzusammenbruchs. Weiter sorgte Marie für einen hektischen Feuerwehreinsatz, trieb sogar einen Rettungshubschrauber in die Luft, der dann dort niederging, wohin auch schon die alarmierte Autobahnpolizei mit Blaulicht angerückt war: An den Seitenstreifen der vielbefahrenen A1 bei Köln-Bocklemünd. Hier "trafen" sich Maries Eltern in Not, die Rettungskräfte und eben Marie zu deren unverhofften Niederkunft - Sturzgeburt!

"Wir waren auf dem Weg in die Eifel, nach Gerolstein. Meine Frauenärztin praktiziert dort und da wollte wir auch Marie zur Welt bringen", berichtet Angelique Kellner.

An dem Morgen stieg die Hochschwangere in den Wagen ihrer Mutter (47) und deren Lebensgefährten. Mit Ehemann René und der erstgeborenen Tochter (4) ging’s dann zu Fünft Richtung Eifel. René Kellner: "Angelique hatte ja da schon Schmerzen, aber der Entbindungstermin war ja erst fünf Tage später berechnet worden."

Marie drängte es allerdings schon nach rund 50 Kilometern auf die Welt - mitten auf der A1 bei Köln-Bocklemünd. "Meine Mutter ist von ganz links auf den Standstreifen gezogen. Und dann ging’s ja auch schon richtig los", erinnert sich Angelique Kellner.

Ihr erschrockener Ehemann rannte zur nächsten Notrufsäule, alarmierte die Feuerwehr. Doch als Rettungswagen, Notarzt (kam per Hubschrauber) und die Autobahnpolizei am alten Opel der Kellners eintrafen, konnte die vierjährige Tochter den verdutzten Helfern nur noch melden: "Die Marie wollte nicht warten..."

Das Neugeborenes und die erschöpfte Mutter wurden in ein Krankenhaus gebracht und untersucht - es war alles in Ordnung. Vater René allerdings erlitt Stunden später einen kleinen Zusammenbruch. Angelique Kellner: "René wurde kreidebleich und hat total geweint."

Zwei Wochen nach der Geburt ist bei der Krefelder Familie von der Aufregung nichts mehr zu spüren. "Wir müssen aber noch ein bisschen Papierkram mit der Stadt Köln wegen der Geburtsurkunde erledigen", erzählt Angelique Kellner.

Durch die Geburt auf Kölner Stadtgebiet ist Marie nämlich de facto Kölnerin. Der Kleinen ist das wahrscheinlich egal. Schaut man sich das zufriedene Bündel nun an, scheint es die ganze Aufregung eigentlich gar nicht gegeben zu haben.