Artenschutz: Kammmolch und Steinkauz brauchen dringend Hilfe

Krefeld investiert 700 000 Euro jährlich in den Naturschutz. Denn viele heimische Tiere und Pflanzen sind bedroht.

Krefeld. Täglich sterben weltweit bis zu 130 Arten aus, schätzt die Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF). Doch nicht nur Sumatra-Tiger, Großer Panda und Orang-Utan sind gefährdet, auch viele heimische Tier- und Pflanzenarten wie Kammmolch, Steinkauz und Froschkraut drohen für immer zu verschwinden.

"Alleine in Krefeld leben rund 50 sogenannte planungsrelevante Arten, die bei der Genehmigung von Bauvorhaben eine große Rolle spielen", sagt Heino Thies, Abteilungsleiter Landschaft und Grünordnung im städtischen Fachbereich Grünflächen.

"Sie stehen stellvertretend für einen bestimmten geschützten Lebensraum und damit für andere dort heimische Tier- und Pflanzenspezies." Es seien aber viel mehr Arten in Krefeld bedroht und damit auch geschützt als diese 50 - einige von ihnen besonders streng.

"Dieser Status bildet die rechtliche Grundlage, mit der wir zum Beispiel Verstöße gegen den Artenschutz wie illegales Jagen ahnden können."

Ein zusätzlicher Indikator ist die Rote Liste, die alle paar Jahre vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz herausgegeben wird. Sie ist rechtlich nicht bindend, aber eine wichtige - weil wissenschaftlich fundierte - Entscheidungsgrundlage für den Gesetzgeber.

"Sie rückt gewisse Spezies in den Fokus der Öffentlichkeit", erklärt Biologin Andrea Funke, im Fachbereich Grünflächen zuständig für den Artenschutz. "Der Wanderfalke war beispielsweise 1970 als Brutvogel in NRW ausgestorben." Durch verschiedene Aktionen wie Auswilderung und die Einrichtung von Nistmöglichkeiten - in Krefeld am Bayer-Werk -, ist er bei uns wieder heimisch geworden."

Doch ist eine Art erst einmal stark dezimiert oder gar vollständig aus einer Region verschwunden, klappt die Wiederansiedlung meist nicht so einfach. "Fast alle bedrohten Arten haben sehr spezielle Anforderungen an ihren Lebensraum, sonst wären sie ja nicht so selten", sagt Thies. "Und selbst wenn wir Menschen einem Tier ein Angebot schaffen, nimmt es das nicht immer an - weil wir beispielsweise nicht alle Bedingungen kennen."

Stirbt eine Art aus, kann das empfindliche ökologische Gleichgewicht gestört werden. So sind oft auch andere Lebewesen gefährdet - weil ihnen etwa die Nahrungsgrundlage entzogen wird.

Die Gründe dafür, dass viele Tier- und Pflanzenarten immer stärker ums Überleben kämpfen, sind vielfältig: Sie leiden unter Schadstoffen in Luft, Wasser und Erde, intensiver Landwirtschaft, illegaler Bejagung, der Versiegelung und Bebauung von immer größeren Flächen sowie der Zerstückelung ihres Lebensraums.

Deshalb investiert die Stadt Krefeld jährlich rund 700000Euro in den Naturschutz. "Das ist so die Größenordnung", sagt Thies. "Je nachdem, welche Projekte anstehen, sind es auch mal mehr oder weniger." Das Geld fließt vor allem in die Pflege der ausgewiesenen Natur- und Landschaftsschutzgebiete sowie der zu Naturdenkmälern erklärten Bäume.

Außerdem machen sich auch viele Verbände wie Nabu, Bund und Entomologischer Verein für eine bestimmte Art oder einen Lebensraum stark. Zwölf Landschaftswächter sind in den Schutzgebieten stets präsent und achten auf Veränderungen. "Sie melden Müll, tote Tiere oder Hundehalter, die ihre Lieblinge nicht anleinen", erklärt Funke. "Sie sind quasi ehrenamtliche Mitarbeiter der Stadt."

Doch alle Krefelder können sich für den Erhalt der Arten engagieren, bereits mit einfachen Mitteln: "Wer bei der Gartenpflege auf Herbizide verzichtet, heimische Stauden und Sträucher anpflanzt, seinen Vorgarten nicht zupflastert und Regenwasser versickern lässt, tut bereits eine Menge", sagt Funke. "Außerdem kann man bei der energetischen Sanierung von Häusern preiswert Nischen für Mauersegler und Zwergfledermäuse schaffen."