Arbeitsplätze Aus der HPZ-Werkstatt ins Zoo-Team
Der Tierpark bietet zwei Arbeitsplätze für Menschen aus dem Heilpädagogischen Zentrum. Es sollen noch mehr werden.
Krefeld. Jörg Kieselstein hat die Regie in der Abteilung Garten- und Landschaftsbau im Zoo an der Uerdinger Straße. Es ist eine Mammutaufgabe. Seit zwei Jahren verstärken zwei Kollegen aus dem Heilpädagogischen Zentrum (HPZ) das Zoo-Team aus vier festangestellten Gärtnern, einem Azubi und bis zu fünf Ein-Euro-Jobbern. Sie kümmern sich um Gewächse und Gestaltung in der 14 Hektar großen Anlage.
„Wir hatten nie Berührungsängste, Tommy und Musa sind vollwertige Mitarbeiter, ich kann da gar nichts Schlechtes sagen“, sagt Kieselstein und muss über seine Formulierung selbst schmunzeln. Nach der Einarbeitungsphase sei klar gewesen: „Die beiden möchten wir nicht missen. Sie passen klasse ins Team.“
Die so gelobten, Thomas Draesler und Musa Kaya, widersprechen ihm nicht. „Ich habe mich hier von Anfang an wohlgefühlt und möchte es nicht missen“, sagt Draesler, und ergänzt mit Blick auf Kieselstein: „Selbst meinen Chef mag ich.“
Der 48-Jährige hat bereits in der Gartenkolonne des HPZ, das Menschen mit Behinderungen einen geschützten Arbeitsplatz bietet, gearbeitet. Mehr als zehn Jahre war Draesler dort. Doch irgendwann ging es ihm so gut, dass die Integrationskoordinatorin im HPZ, Christiane Pollerberg, für ihn nach einem Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Ausschau hielt. Im Zoo fand sie einen willigen Kooperationspartner.
Zwei Stellen richtete Zoodirektor Wolfgang Dreßen bei seinen Gärtnern ein. „Bei uns gibt es viele Tätigkeiten, für die man keine hochqualifizierten Kräfte braucht“, erläutert er. Eine gute Anleitung der Hilfsarbeiter sei wichtig, aber keine Fachausbildung. Eine dritte Stelle folgt im Sommer. Zurzeit denke man darüber nach, auch bei den Handwerkern Plätze zur Verfügung zu stellen.
Menschen mit Behinderungen in den so genannten ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln, ist ein Ziel von Pollerbergs Arbeit. Michael Weber, Geschäftsführer des HPZ Krefeld/Kreis Viersen, sieht ihren Erfolg — 110 Stellen hat Pollerberg bisher gefunden und mit HPZlern besetzt — mit gemischten Gefühlen. Die motivierten und fähigen Kräfte, die sich auf den Markt „draußen“ trauten, fehlten in den eigenen Werkstätten und Arbeitsteams.
Draesler ist ein gutes Beispiel. Vor seiner Tätigkeit im Zoo war er mit einer HPZ-Kolonne unterwegs, um Beete und Anlagen in umliegenden Städten zu pflegen. „Man muss nicht nur Unternehmen finden, die sich auf diese Arbeitsverhältnisse einlassen, sondern auch Menschen im HPZ, die sich raus trauen“, sagt Michael Weber. Vielen gelinge das nicht, sie wollten nach zehn oder 20 Jahren in den Werkstätten nicht mehr weg.
So lange hatte Musa Kaya gar nicht, um sich ans HPZ zu gewöhnen. Sozusagen von der Schulbank weg wurde er vom Zoo-Team aufgenommen. „Seine Karriere lief glatt“, sagt Zoodirektor Wolfgang Dreßen lächelnd. Durch ein Schulpraktikum hatte der heute 23-Jährige den Tierpark kennengelernt. Die Arbeit im Garten- und Landschaftsbau war ihm nicht fremd. Schon in der Schule habe er sich um alles Grün gekümmert und den Schulhof gesäubert, berichtet Dreßen. „Grün ist seine Bestimmung.“
Die Kooperation des Krefelder Zoos und des Heilpädagogischen Zentrums geht in beide Richtungen: Menschen in den Werkstätten produzieren gerade neue hölzerne Sitzflächen für die Untergestelle von rund 120 Parkbänken im Tierpark.