Spanierin in Krefeld Ausbildung fern der Heimat
Miriam Garcia hat Spanien in der Krise den Rücken gekehrt und lernt nun in Krefeld. Doch das Heimweh belastet sie schwer.
Krefeld. „Ja“, sagt Miriam Garcia, „manchmal habe ich schon Heimweh und sehne mich nach meiner Familie.“ Die 24 Jahre alte Spanierin aus der Metropole Madrid ist seit einem Jahr in Deutschland und absolviert in Oberkassel eine Ausbildung zur Friseurin. Den Berufsschulanteil an der dualen Ausbildung erledigt sie am Berufskolleg „Vera Beckers“ an der Girmesgath in Krefeld.
Wegen der hohen Jugendarbeitslosigkeit von rund 50 Prozent in ihrer Heimat hat sie zugegriffen, als das spanische Arbeitsamt sie auf das Programm „The Job of my Life“ aufmerksam machte. Seit 2013 unterstützt dieses Sonderprogramm von der Bundesagentur für Arbeit und dem Ministerium für Arbeit und Soziales junge Menschen vorwiegend aus den Krisenländern Südeuropas bei der Aufnahme einer betrieblichen Berufsausbildung in Deutschland. Ursula von der Leyen hat das Projekt als Bundesministerin für Arbeit und Soziales initiiert.
Ursprünglich hatte Miriam noch eine zweite Partnerin aus ihrer Heimat an der Seite. Die ist jedoch inzwischen an Sprachproblemen und Heimweh gescheitert. Ihr Ausbildungsvertrag wurde vorzeitig wieder gelöst. Miriam Garcia aber hat den großen Vorteil, dass auch ihr Freund Christian mit nach Deutschland gekommen ist. Er hat inzwischen eine Anstellung als Tontechniker gefunden. Die beiden leben in einer Wohnung in Haan. Dort wird, überwiegend von Christian, spanisch gekocht. Zur deutschen Küche hat Miriam noch keine rechte Beziehung aufbauen können.
„Christian sorgt auch dafür, dass wir zu Hause auch deutsch miteinander sprechen. Das hat mir sehr geholfen, mich sprachlich zu verbessern“, sagt die angehende Friseurin. Für den praktischen Teil der Ausbildung sorgt Andreas Schwiers mit seinem Edelsalon „Champu“ in Oberkassel. „Miriam hat einen Riesensprung bei ihren Sprachkenntnissen gemacht“, lobt ihr Biotechnik- und Kosmetiklehrer Oliver Lenz vom Berufskolleg. Schulleiterin Hedwig Schomacher erweitert das Lob: „Wir haben großen Respekt vor ihrer Leistung. Es war ja nicht nur die Sprache fremd. Sie machte den Sprung in ein anderes Land, in eine andere Kultur, zu fremden Menschen, in eine unbekannte Ausbildung.“
Das Heimweh bekämpft Miriam auch via Skype-Kommunikation mit ihrer Familie und ihrer 18 Jahre alten Schwester Blanca, die nach ihrem Abitur Journalistik studieren will. Die beiden Schwestern kommen aus keiner armen Familie. Der Vater ist Ingenieur bei Bayer/Spanien, ihre Mutter arbeitet als Bankangestellte. „Ich bin sehr froh, hier die Möglichkeit einer Ausbildung gefunden zu haben. In meiner Heimat ist das fast unmöglich. Auch ein Studienplatz ist nur schwer zu bekommen und außerdem sehr teuer.“
Sie sei hier sehr warmherzig aufgenommen worden. Alle Menschen seien freundlich und hilfsbereit zu ihr. Sie könnte sich, sagt Miriam, auch durchaus vorstellen, hier in Deutschland zu bleiben, wenn sie nach der Ausbildung eine feste Stelle findet. Lenz und Schomacher nicken. „Miriam macht ganz bestimmt ihren Weg. Wenn nicht hier, dann in Spanien.“