Band-Netzwerk: Die unendlichen Weiten des Mondoversums
Sieben Bands haben gemeinsam ein Netzwerk gegründet — und machen nun Krefeld unsicher.
Krefeld. Die Symbiose ist ein sehr erfolgreiches biologisches Überlebensprinzip: Zwei artfremde Organismen tun sich zusammen, weil das für beide von Vorteil ist. Ökonomen kennen dieses Vorgehen als Win-Win-Strategie. Und auch in Krefeld gibt es einen Ort, an dem Kollaboration groß geschrieben wird: das Mondoversum.
„Dahinter verbirgt sich ein Zusammenschluss von lokalen Bands auf genossenschaftlicher Basis“, sagt Jan Mokros vom Krefelder Funk-Rock-Quartett Sound Pregnancy. Ebenfalls beteiligt sind das Horst Hansen Trio, Smurv, Luke und Betrug, Kassiopeia, Babidi Bounce und Philharmonie. Musikalisch decken die Bands eine große Bandbreite ab — geboten werden Party-Jazz, Reggae, verschiedene Spielarten des Rock und Hip-Hop.
Angefangen hat das Ganze mit zwei Bands, die im Bunker in der Südstadt ihren Proberaum haben. „Mit der Zeit sind die anderen dazugestoßen — frei nach dem Motto: Zusammen sind wir stärker und können mehr auf die Beine stellen“, erzählt der Rapper Philipp Kolbe. „Denn es ist echt schwer, sich als lokale Musiktruppe in Krefeld zu etablieren.“ Mittlerweile sei das Mondoversum ein Netzwerk, in dem jede Band autonom sei, sich aber als Teil eines großen Ganzen fühle. „Es ist unsere Welt, in der sich alles abspielt.“
Teil dieser Welt der gegenseitigen Unterstützung ist unter anderem der Busflo, ein Freund, der mit seinem VW-Bus Instrumente und Musiker zu den Konzerten karrt. Auch die Mondo-Recordings sind eine wichtige Säule der Genossenschaft. Malte Menzer, der Bass bei Kassiopeia und Smurv spielt, nimmt als der Herr Produzent die Songs der einzelnen Bands auf und brennt sie auf CDs. Die werden auf Konzerten und Partys unters Volk gebracht.
Außerdem bastelt Menzer am Computer mit anderen kreativen Köpfen an Beats und Klangcollagen, die allen Bewohnern des Mondoversums für ihr Schaffen zur Verfügung stehen. „Langfristig wollen wir unabhängig von den Studios werden, weil es ein Heidengeld kostet, sie für Aufnahmen zu mieten“, sagt er. „Also schaffen wir uns nach und nach das nötige Equipment an — finanziert von der gesamten Genossenschaft —, damit wir irgendwann ein eigenes kleines Projektstudio haben.“
Für die Finanzierung unerlässlich sind die Mondo-Partys, die in unregelmäßigen Abständen in Krefeld stattfinden. „Dabei haben wir die Möglichkeit, uns und andere befreundete Bands zu präsentieren und ein bisschen Kasse zu machen“, erklärt Lukas Mokros, Gitarrist, Trompeter und Sänger bei Sound Pregnancy. „Die Leute können günstig feiern und Spaß haben. Dass wir uns dadurch neue Zielgruppen für unsere Musik erschließen, ist ein wunderbarer Nebeneffekt.“
Für jede Party lassen sich die Mondosapiens, wie sich die Genossenschaftsmitglieder selbst nennen, etwas Besonderes einfallen. Anfang November haben sie im Asta-Keller beispielsweise einen Wein- und Käseabend veranstaltet. In netter Atmosphäre durften die Gäste feinste Milchprodukte, edle Tropfen und Live-Musik genießen. Anschließend wurde mit Unterstützung des in Krefeld sehr umtriebigen DJs Charlie Checknix gefeiert. Ein fester Bestandteil des Nachtleben-Kalenders ist mittlerweile auch die alternative Karnevalsparty in der Kulturfabrik, die von den Mondoversum-Bands auf die Beine gestellt wird.
Doch am deutlichsten wird die Kraft der Symbiose beim Mondo Mash Up Soundsystem, der „Über-Band“ des Mondoversums, in der alle 16 beteiligten Musiker mitmischen. „Wenn wir zusammen jammen, werfen wir unsere Ideen und Musikstile in einen Topf und schauen, was dabei herauskommt“, sagt Lukas Mokros. Dabei entsteht ein wilder Mix, der live sehr gut funktioniert, was zum Beispiel Besucher des Horst-Festivals 2011 in Mönchengladbach erleben durften. „Wir lernen voneinander und inspirieren uns gegenseitig“, berichtet der Sänger. „Das Prinzip ist einfach: Ein Gehirn wäscht das andere.“