Barito orakelt: 2:1 für die deutsche Elf

Der Orang-Utan ist das neue Orakel der WZ. Seine Vorgängerin, der Schabrackentapir Evi, war bei der EM sehr erfolgreich.

Foto: abi

Krefeld. Eigentlich ist Barito ja eher der musische Typ. Er malt gerne, hatte sogar einmal eine eigene T-Shirt-Kollektion, und lässt sich die Haare wild und lang wachsen. Mit Sport hat er nicht viel am Hut. Und genau deswegen ist Barito unser Mann. Pardon, Affe. Denn der Orang Utan ist vollkommen unbelastet von unnützem WM-Wissen, er verfolgt weder Formkurven noch Weltranglisten und die Abseitsregel ist ihm auch piepgal. Garantiert.

Das Syndesmoseband von Marco Reus, die lädierte Schulter von Manuel Neuer? Der 14-jährige Menschenaffe interessiert sich mehr dafür, wann er den nächsten Imbiss bekommt. Beste Voraussetzungen also für ihn, die Nachfolge von Schabrackentapir Evi als Orakel-Tier anzutreten.

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„Heute ist er gut drauf“, sagt Pflegerin Eva Ravagni. Barito schmunzelt, als er uns sieht. Macht er sich etwa lustig über uns? „Das ist purer Zufall“, beruhigt Zoo-Sprecherin Petra Schwinn. „Orang Utans haben keine bewusste Mimik.“ Aber schnell merkt Barito, das heute irgendetwas anders ist als sonst. „Er bekommt mit, dass er im Mittelpunkt steht, da bin ich mir sicher“, sagt Schwinn. Und dass jetzt etwas Besonderes passiert.

Barito zieht sich zurück, stützt seinen massigen Körper auf die Hände, wiegt den Kopf zwischen den Schultern hin und her. „Was wollt ihr denn?“, scheint der gebürtige Kölner zu fragen. Nun, zunächst wären wir mit dem Gewinner der Partie Deutschland-Portugal zufrieden.

Der Versuchsaufbau muss möglichst einfach sein, sonst gibt es noch ein Orakel-Debakel. Wir entscheiden uns für zwei fahnengeschmückte Bälle. In beide füllt Zoo-Praktikant Julian Hecker die gleiche Menge von Baritos Lieblingsknabbereien — Sonnenblumenkerne und Nüsse. Jetzt entscheidet Baritos Neugier, für welchen Ball er sich entscheidet und wer den Sekt kalt stellen kann.

„3, 2, 1“, zählt Eva Ravagni runter, dann öffnet sie die Tür zum Affengehege. Vorsichtig schreitet Barito auf das Spielfeld, man merkt ihm an, dass er großen Respekt hat. Dann entdeckt er die beiden Bälle, er geht zielstrebig auf sie zu und — nimmt zuerst den mit der portugiesischen Fahne in die Hand. Gewinnt Portugal?

Aber auf halber Höhe hält er an — Barito scheint zu wissen, wie man es spannend macht. Er betrachtet jetzt den Ball mit der Deutschland-Fahne, zögert, nimmt ihn in die andere Hand. Ein Unentschieden? Nein, jetzt greift er sich die deutsche Fahne und reißt sie hoch. Tor für Deutschland, entscheiden die Orakel-Beauftragten der WZ.

Nach kurzer Beratung deuten wir Baritos Verhalten so: Portugal geht nach einer starken Anfangsphase verdient in Führung, die deutsche Mannschaft gleicht kurz vor oder nach der Pause aus. Dann fällt das zweite Tor für die DFB—Elf. Portugal hat dem nichts mehr entgegenzusetzen, das Spiel endet 2:1 für Deutschland. Ob wir da sicher sind? Natürlich nicht, schließlich sind WM-Orakel-Sprüche unglaublich schwer zu deuten. Wir machen das auch nur alle vier Jahre!

Und was macht Barito? Anstatt sich gleich die wohlverdienten Knabbereien einzuverleiben, legt er sich die Deutschland-Fahne erst wie ein Tuch auf die Augen, wischt sich dann mit ihr — Patrioten überlesen das bitte — über die Nase und beißt schließlich herzhaft in sie hinein. Nun ja, wenn das Ergebnis stimmt, geschenkt.