Biergarten-Serie: Wo Fahrgäste freundlich winken - im Nordbahnhof
Die Gäste schätzen die einzigartige Bahnhofsatmosphäre und die deftigen Speisen — auch, wenn der Schluff vorbeifährt.
Krefeld. Was macht man normalerweise auf Bahnsteigen? Warten, Zeitung lesen, sich die Beine in den Bauch stehen. Ganz anders ist das beim Krefelder Nordbahnhof. Hier kann man sich umrandet von vielen bepflanzten Kübeln auf die klassischen Holzstühle fallen lassen und die deftige Speisekarte studieren. Nur sonntags könnte ein einfahrender Zug die Ruhe unter dem Bahnhofsdach stören.
Das auf Schienen rollende Denkmal ist dann aber auch besonders schön anzusehen und fügt sich in das durch die Inhaber-Familie Furth erhaltene historische Ambiente. „Ein Highlight ist es, wenn der Schluff vorbeifährt und sich die Gäste des Biergartens und des Schluffs zuwinken“, sagt Viktor Furth. Durch Oleander und Olivenbäume und der an den im 19. Jahrhundert populären Palazzo-Stil angelehnten Architektur des Bahnhofgebäudes entsteht im Außenbereich ein mediterran angehauchtes Flair, das im Kontrast zum traditionellen Bahnhofsinneren steht.
Dieser bewusst gesetzte Kontrast spiegelt sich in der Speisekarte wider. „Wir haben eine spezielle Sommerkarte mit leichten Gerichten“, sagt Viktor Furth. Dort finden sich neben den traditionellen Gerichten, die auch schon auf den Herdplatten der Großmutter gebrutzelt wurden, sommerlich leichte Speisen. Der Gast hat die Qual der Wahl: Spaghetti mit Pesto oder original Krefelder Speckpfannekuchen mit Salat? Gebratene Putenbruststreifen auf buntem Salatteller oder hausgemachte Sülze mit Röstkartoffeln und Remouladensauce?
Manfred Osthof und Werner Zillen sind eingeschworene Stammgäste des Bahnhofsrestaurants und haben eine Schwäche für die deftige Kost. „Man weiß einfach was man kriegt: Gerichte, die die eigene Oma auch gemacht hätte“, sagen sie. Die beiden Freunde sind Stammgäste, seit die Lokalität durch die Inhaber-Familie Furth 1991 auf Vordermann gebracht wurde. „Wir haben schon große Feste hier gefeiert. Herr Furth kümmert sich um seine Gäste und grüßt jeden. Außerdem stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis, und die Kellner haben diese lockere niederrheinische Art.“ Auch Marita und Günther Hüther schätzen die Kontinuität in der Gaststättenführung. „Man kennt viele Leute, und die Atmosphäre ist einzigartig. Besonders Haxe und Reibekuchen können wir empfehlen“, sagen sie.
Auch wenn die Gleise der alten Krefelder Eisenbahn still liegen ist der Außenbereich des Nordbahnhofs ein Hingucker. Besonders, wenn bei Einbruch der Dunkelheit verschiedenfarbige Scheinwerfer für eine atmosphärische Beleuchtung sorgen. Hartgesottene Biergartenfans können das gekonnt in Szene gesetzte Bahnhofsflair auch an wechselhaften Spätsommer- oder Frühjahrstagen genießen. „Der Trend geht zum Draußensitzen. Sobald im März oder April der erste Gast draußen sitzen will, öffnen wir unseren Biergarten“, sagt Furth. Dank Bahnhofsdach auch bei Regen.