Buch: Historie von 2483 Straßen und Plätzen
Die Historie von 2483 Straßen und Plätzen werden in einem neuen Buch mit über 300 Seiten und einer Karte dargestellt.
Krefeld. Einen wahren Kraftakt haben die Mitarbeiter des Vermessungs- und Katasteramtes vollbracht. In einem über 300 Seiten starken Buch wurde mit der Geschichte der Straßennamen Krefelds ein spannender Beitrag zur Stadthistorie vorgelegt. Chef-Kartograph Wolfgang Kritzler sieht das Kompendium als „einmalig in Deutschland“.
„Schild-Bürger und ihre Vorgänger“ heißt das Buch offiziell. Die drei Vorgängerkarten, die seit 2007 über verschiedene Bereiche der Straßennamen informieren, sind in das neue Buch plus Karte eingearbeitet worden. Insgesamt werden jetzt 2483 Straßen und -abschnitte ausführlich erklärt.
Georg Opdenberg (Text und Recherche), Volker Steinbeck und Gudrun Schucher (Kartograhie und Layout) waren die Autoren im Stadthaus. Die Recherchen zu den fast unüberschaubaren Puzzlesteinen stützten sich auf eigene Akten, auf Materialien der NS-Dokumentationsstelle, des Stadtarchivs und private Sammlungen.
Von den fast 2500 Namen existieren aktuell nur noch 1357. Das große Verdienst der Heimatforscher liegt darin, dass sie auch die Geschichte der 841 früheren Namen untersuchten und auch die 285 gelöschten Straßennamen wieder ins Bewusstsein rücken. Auch die Geschichte mehrfach umbenannter Straßen und Plätze wird hier in alphabetischer Auflistung nachgezeichnet.
Dass etwa der Konrad-Adenauer-Platz insgesamt viermal umbenannt wurde, dürfte nicht allgemein bekannt sein. Ursprünglich hieß er mit Blick auf die Husarenkaserne und ihren Kommandeur Bissingplatz.
Später wurde er in Erinnerung an den Reichspräsidenten, der Hitler zur Macht verhalf, in Hindenburgplatz umbenannt. Ihm folgte als Namensgeber der Zentrumspolitiker Johannes Blum, ehe Anfang der 80er-Jahre der erste Kanzler der Bundesrepublik geehrt wurde.
Die dazugehörige Karte im Maßstab 1: 15000 gibt in unterschiedlichen Farben Auskunft über die Umbenennung oder Löschung der Namen. Die Ursachen dafür sehen die Autoren in den Eingemeindungen von Stadtteilen. Doppelte Straßennamen müssen dann vermieden werden. Der andere Grund liegt im politischen Bereich, der in den 30er und 40er Jahren während des Nazi-Regimes zu zahlreichen Neubenennungen geführt hat.
Diesem düstersten Kapitel deutscher und Krefelder Geschichte widmen sich die Autoren offensiv. Opdenberg verweist darauf, dass es auch heute noch durchaus Straßen mit braunem Hintergrund gibt. Er nennt dabei die Isar-, Lech- oder Donaustraße in Oppum. „Die Umbenennung 1945 war eine Provokation und sollte an die drei Städte Wien, München und Landsberg erinnern, die für bedeutende NS-Ereignisse stehen. In Landsberg am Lech etwa verbüßte Hitler seine Festungsstrafe und schrieb dabei ‘Mein Kampf‘.“
Aber auch so harmlos klingende Namen wie „Arbeitsfrieden“ in Gatherhof verweisen auf den NS-Hintergrund der Siedlung. Nach der Zerschlagung der Gewerkschaften durch die Nazis herrschte „Arbeitsfrieden“, so Opdenberg.