Bundesverdienstkreuz für Karla Völlm: Betroffenheit macht stark
Karla Völlm hat für herzkranke Kinder vier Millionen Euro gesammelt. Jetzt bekommt sie das Bundesverdienstkreuz
Krefeld. Beim Betreten des Wohnzimmers wird klar: Hier wohnt ein Kunstliebhaber. An den Wänden hängen Gemälde, darunter einige von dem Krefelder Künstler Klaus-Peter Noever. "Dazu gibt es eine schöne Geschichte", sagt Karla Völlm. Sie habe eines seiner Werke stundenlang betrachtet, um die Botschaft zu verstehen.
Zu später Stunde rief sie den Maler noch an, um ihm ihre Erleuchtung mitzuteilen. Er war begeistert: "Frau Völlm, Sie können jederzeit ein Bild von mir haben." Die 64-jährige lächelt. Kunst ist ein wichtiges Thema für sie. Die Mutter zweier Töchter hat selbst mal gemalt. Jetzt fehlt ihr die Zeit dazu. Sie ist Vorsitzende des Projekts EMAH (Erwachsene mit angeborenem Herzfehler).
Alles hat vor 27 Jahren angefangen. Ihre jüngste Tochter Anke ist mit einem Herzfehler auf die Welt gekommen. "Es war eine furchtbare Zeit", erzählt sie. Man kann in ihren Augen sehen, wie schwer es für sie war. Mit sechs Jahren wurde Anke dann am offenen Herzen operiert. Es geht ihr gut. Innerhalb von 14 Jahren hat sie mit dem durchführenden Chirurgen Dr. Urban und Mitgliedern der Fördergemeinschaft ein Kinderherzzentrum in St. Augustin auf die Beine gestellt.
Seit fünf Jahren läuft das zweite Projekt: Ein EMAH-Zentrum an der Uni-Klinik Münster, die herausragend in Sachen Herz-Chirurgie ist. Drei Viertel der Herzpatienten bedürfen einer lebenslangen ärztlichen Versorgung durch Herz-Spezialisten. Ein "riesiges Betreuungsloch" - nicht nur in Deutschland, sondern europaweit. Durch die Krankheit ihrer Tochter ist sie darauf aufmerksam geworden. "Wir können kranke Kinder ja als Erwachsene nicht im Regen stehen lassen", erklärt sie.
Und das hat sie zusammen mit der dafür gegründeten Fördergemeinschaft erfolgreich umgesetzt. Im Mai dieses Jahres ist das EMAH-Zentrum eingeweiht worden. Bis dahin ist es ein steiniger Weg gewesen. Die Spendenarbeit war nicht leicht. "Es fehlt der emotionale Faktor, wenn man für Erwachsene sammelt", so Völlm. Deswegen sucht sie mit potenziellen Spendern auch immer ein persönliches Gespräch. Die Hilfsbereitschaft sei dann größer, wenn sie ihre Geschichte erzähle.
Und so hat sie großzügige Privatleute, Stiftungen und Firmen von ihrer Sache überzeugen können. Und obwohl dieses Projekt abgeschlossen ist, macht sie weiter. Es müssen Entwicklungen gefördert und neue Geräte angeschafft werden. Zudem soll in Münster ein Stipendienprogramm für angehende Kardiologen eingerichtet werden. Für die Spendenarbeit, die circa vier Millionen Euro eingebracht hat, wird die Krefelderin am 21. November mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Karla Völlm ist überrascht und interpretiert diese Geste so: "Der Staat möchte sich bei mir bedanken."