Der Schluff schnauft wieder

Ab Mai nimmt die Lok wieder Fahrt auf. Vor 30 Jahren ging’s erstmals zum Hülser Berg.

Krefeld. "Graf Bismarck" schnauft wieder. Obwohl mit Baujahr 1947 fast schon im Rentenalter, ist die Schluff-Lokomotive immer noch flott unterwegs. Mit ihren mehr als 66 Tonnen Eigengewicht zieht die Henschel-Lok zwei Wochen vor dem offiziellen Saisonstart am 1. Mai, dem "Anschluffen", die beiden Personen- und zwei Packwagen für Fahrräder mühelos vom Nordbahnhof zum Hülser Berg. Das Tempo geben im Führerhaus die Lokführer Ralf Buschler und Christoph Steinberg vor.

Erster Klasse fahren die Gäste in einem Waggon, der ansonsten als "Brockenhexe" im Harz unterwegs ist. Die Wagen sind geliehen, denn die Schluff-Personenwaggons stehen noch zur Überholung bei der Hafen-Bahn. Rund eine halbe Million kostet diese Überholung, merkt Carsten Liedtke an, Leiter des Fördervereins "Schluff und historische Verkehrsmittel Krefeld".

Und der SWK-Vorstand macht auf das besondere Datum aufmerksam: Vor 30 Jahren, am 1. Mai 1980, fuhr die "Graf Bismarck" erstmals von St. Tönis zum Hülser Berg. Liedtke: "Heute ist der Schluff als sympathisches Aushängeschild aus Krefeld längst nicht mehr wegzudenken."

Das Geburtstagsjahr hat auch eine wichtige Veränderung für den denkmalgeschützten Zug mit sich gebracht. Betrieben wird er in diesem Jahr nicht von der Niag in Moers, sondern von den Hafenbetrieben Krefeld. Neben der Ortsnähe bringe dies auch deutliche Einsparungen mit sich, erläutert Dorothee Winkmann, SWK-Pressesprecherin. Die Hafen GmbH sei neben dem Lok-Personal auch für die Streckenpflege und die Instandhaltung im eigenen Reparaturbetrieb zuständig.

Die restlichen Passagiere bei der Probefahrt sind die rund hundert Mitglieder der beiden Eisenbahn-Liebhaber-Vereine in Krefeld, die während der Saison für den Service der Schluff-Passagiere sorgen bis hin zum Drink im Barwaggon. Sie freuen sich auch darüber, dass sich im Geburtstagsjahr nichts an den Fahrpreisen geändert hat. Familien mit beliebig vielen Kindern fahren für 20 Euro mit. SWK-Card-Besitzer zahlen nur 17 Euro für Hin- und Rückfahrt.

Schon das erste Jahr der Kooperation zwischen der SWK und dem Segway-Point am Dießemer Bruch hat den Beteiligten große Freude bereitet. Alle Segway-Touren zum Hülser Berg, die immer am ersten Sonntag im Monat stattgefunden haben und deren Rückfahrt zum Nordbahnhof oder bis St. Tönis mit dem Schluff erfolgte, waren ausgebucht.

Daher entschloss sich die Inhaberin des Elektromobil-Verleihs, Andrea Honold, in diesem Jahr die Touren an jedem Sonn- und Feiertag (Ausnahme Vatertag) anzubieten. Außerdem wurde der Bestand an Segways um 8 auf jetzt 22 erhöht. Etwa dreieinhalb Stunden dauert die Tour. Mit 75 Euro ist das Erlebnis kein Schnäppchen, im Preis ist Verpflegung in der Bergschänke enthalten.

Die Touren starten zweimal am Tag, um 9.30 und um 13.30 Uhr. Je sechs Teilnehmer werden von einem Guide begleitet, der alle in die Technik einweist und auf die Verkehrssicherheit achtet. Das aufwendige am Segway, erklärt Per Honold, der seine Frau bei den Touren unterstützt, sind der Elektromotor und die Batterie, die für rund 30 Kilometer reicht. Etwa 8000 Euro kostet das Mobil.