Handball Der Traum des Polizei-Kommissars ist die EM

Tim Gentges muss den aufreibenden Schichtdienst und seine Liebe zum Handball unter einen Hut bringen.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Vier Mal die Woche zum Handball-Training, dazu ein Meisterschaftsspiel irgendwo zwischen der Kölner Bucht und der Nordseeküste. Tim Gentges, 28-jähriger Polizei-Kommissar, versucht seit gut vier Wochen, Beruf und Leistungssport unter einen Hut zu bringen und sieht sich dabei ständig vor neuen Herausforderungen. Gentges sagt: „Mir bleibt kaum noch Zeit für Freizeit oder einen ruhigen Abend auf dem Sofa. Entweder ich spiele Handball oder ich arbeite.“

Der Spielmacher der HSG Krefeld ist nach erfolgreicher Ausbildung und dem Bachelorabschluss seit dem 1. September bei der Schutzpolizei in Duisburg im Wechseldienst im Einsatz. „Bis jetzt funktioniert das Drei-Schichtsystem gut. Mit der Polizei habe ich zudem einen Arbeitgeber und vor Ort einen Dienst-gruppen-Leiter, die meinen Sport fördern. Für alle sechs Meisterschaftsspiele habe ich bislang frei bekommen. Damit ich regelmäßig zum Training komme, muss ich allerdings Dienste tauschen oder freinehmen.“

Doch Gentges beißt dabei auf die Zähne. So konnte der in Aldekerk aufgewachsene Vollblut-Handballer vor 14 Tagen beim Heimspiel gegen Habenhausen genau 60 Minuten spielen. Doch gleich nach dem Abpfiff ging es noch in die Nachbarstadt zur Nachtschicht, der Poilzeijob hat absolute Priorität. Dass sich der Schichtdienst auf die Leistungen auswirken könnte, glaubt Gentges dagegen nicht: „Ich wusste, was auf mich zukam, hatte ja schon Schichtdienst in der Ausbildung. Ich könnte mich natürlich zur Kripo bewerben, um in den Bürodienst zu kommen. Doch mir macht genau diese Arbeit jetzt großen Spaß.“ 16 Kolleginnen und Kollegen zählt die Dienstgruppe.

In dieser Woche, vor dem Spiel in Volmetal-Hagen, schafft Gentges es sogar bei allen vier Trainingseinheiten dabei zu sein. Nur für das obligatorische Fußballspiel vor der Donnerstageinheit und für das Videostudium der nächsten Gegner mit der Mannschaft bleibt keine Zeit. Da ist Gentges noch in Duisburg zur Streife unterwegs.

Doch Sport und Job bringen auch andere unter einen Hut, im Kollegenkreis sind Wasserballer und eine Volleyballerin aus der 2. Liga zu finden. Zudem verstärkt Gentges natürlich die Polizeiauswahl, wurde vor einigen Monaten erst mit der NRW-Mannschaft Deutscher Meister.

Sein großer Traum ist jedoch die Europameisterschaft der Polizei: „Ich wurde erst kürzlich für die Polizei-Nationalmannschaft nominiert. Nun folgen einige Lehrgänge, vielleicht schaffe ich es ja in den Kader für die EM 2016 in Dänemark.“