Die historische K-Bahn unter einer Plexiglas-Haube
Die Wohnung von Wilhelm Rinsch ist eine Modellbau-Schmiede. Der 80-Jährige hat Bahngeschichte nachgebaut.
Krefeld. Die fantastische Welt des Wilhelm Rinsch: Die Altbauwohnung des 80-Jährigen in der Krefelder Innenstadt ist eine Modellbau-Schmiede. Mit höchster Präzision und teilweise nach eigenen Plänen hat Rinsch so ziemlich alles zusammengelötet, was einst auf Schienen unterwegs war.
Für Krefelder vor allem von Interesse ist seine Reproduktions der historischen K-Bahn. Oben auf einem alten Eichenschrank steht das gute Stück im Maßstab 1:43.
Unter einer Plexiglas-Haube. Rinsch: „Die ist festgeschraubt. Ich hatte die Bahn bei einer Ausstellung gezeigt. Ein Fach als Modell, ohne Sicherheitsverpackung.“ Dann nahmen sich Kinder der Bahn an, schoben sie hin und her — wie bei einem Spielzeug, was man den Kindern nicht verdenken kann. Rinsch: „Aber der Vater hätte ja zumindest mal etwas sagen können.“
Der Modellbauer besorgte sich daraufhin gleich eine Plexiglaskuppel, stülpte sie über seine Bahn und schraubte die Haube gleich am Holzgestellt fest. So präsentiert sie sich heute noch, Staub lagert sich auf dem Plexiglas ab, nicht auf dem guten Stück.
Rinsch erzählt, wie er auf die Idee kam, die K-Bahn — etwa Baujahr 1926 — nachzubauen. „Ich habe sie als Kind immer hier auf dem Ostwall gesehen.“ Und dann schwingt Wut in der Stimme mit: „Ich habe dann bei der Rheinbahn nachgefragt, was aus den alten Zügen geworden ist. Ein damaliger Rheinbahn-Chef war der Übeltäter. Der hat sie zusammenstellen und mit Benzin übergießen lassen.“ Ein Stück lokaler Bahngeschichte ging in Flammen auf. Nur ein Drehgestell überlebte und fristete sein Dasein als Unterteil eines Schienentransporters.
Nicht einmal Pläne gab es noch, nur unzulängliche Fotos und ein Modell im Maßstab 1:5, das gerade in der Nähe des Nordbahnhofs in Krefeld ausgestellt wurde. Lehrlinge der Rheinbahn hatten es gebaut. Rinsch schnappte sich seinen Fotoapparat, lichtete das Modell von allen Seiten ab und machte sich nach Skizzen aus einer Fachzeitschrift seine eigene Konstruktionszeichnung.
1981 begann er mit der Arbeit. Er hatte gerade gelernt, mit dem Material Messing umzugehen. Also entstanden die Aufbauten im sogenannten Messing-Ätz-Verfahren. Dabei werden aus einem ursprünglich 0,4 Millimeter dicken Messingblech Stellen, die optisch tiefer liegen sollen, herausgeätzt. Übrig bleiben zum Beispiel „Erhebungen“, die Nieten oder Leisten darstellen sollen. Bei Löchern für Fenster wird gleich die ganze Fläche „durchgeätzt“.
Der Perfektionist war mit dem Ergebnis oft nicht zufrieden, baute immer wieder zurück, so dass er sein fertiges Modell erst 1994 präsentieren konnte. Triebwagen, Speisewagen, und Personenwagen — der Nachbau ist bis ins kleinste Detail gelungen, bis zu den Haltegriffen an den Sitzen.