Dieter Nuhr: Allein auf der riesigen Bühne
Er schafft den Spagat zwischen Comedy und Kabarett: Am Freitag gastierte Dieter Nuhr vor rund 3000 Besuchern im König-Palast.
Krefeld. Er gehört zweifelsohne zu den großen Nummern seines Genres. Dieter Nuhr ist seit nunmehr 20 Jahren als Solokünstler in der Kabarettszene etabliert. Aus dem Unterhaltungsfernsehen ist er auch nicht mehr wegzudenken. Am Freitagabend trat er mit seinem aktuellen Programm „Nuhr ein Traum“ vor 3000 Besuchern im König-Palast auf und legte eine richtig gute Show hin.
Wobei: Die Bezeichnung Show will da nicht so recht passen, wie er selbst zu Beginn klarstellt. Denn eigentlich wird den Zuschauern nicht mehr geboten als Dieter Nuhr. Im grauen Strickpulli steht er allein auf einer riesigen Bühne in der Mitte der Halle. Nur mit einem Mikrofon in der Hand. Pyrotechnik und Tänzerinnen sind dem Konzept mehr als fern. Und das ist Absicht: „Seit 1994 behalten wir diesen puristischen Ton bei“, erläutert Udo Lühr, der Tourmanager. „So kommt Dieters Humor am besten rüber.“
Stimmt. Es verlangt ihm nicht viel ab, meint man, um zu bewirken, dass alle im Saal sich die Bäuche halten müssen. Er zieht alles und jeden durch den Kakao und macht dabei auch vor sich selbst nicht halt. Vielleicht ist das Rezept der Mix aus Untertreibung und staubtrockenem Sarkasmus. Und alltagsnahen, aber dennoch nicht banalen Themengebieten. Von der „Kennste?-Kennste?“-Manier eines Mario Barth grenzt Nuhr sich nachhaltig ab. Und trotzdem eröffnet er den Abend mit einer Anekdote über den alljährlichen Versuch mit seiner Frau, sich Weihnachten nichts zu schenken. Aufgelöst wird die Geschichte mit der Erkenntnis, dass Frauen offenbar unter „nichts“ etwas anderes als „gar nichts“ verstehen.
Aber er schneidet auch ernstere Themen an. Im Prinzip bietet Nuhr einen kabarettistischen, bitterbösen Jahresrückblick, bei dem auch der Vatikan, die NSA und die deutschen Parteien ihr Fett weg bekommen. Besonders gerne pickt sich Nuhr immer wieder einen Vertreter der Schlagerszene heraus, um in dessen Textzeilen einen tieferen Sinn zu finden. Und sei es nur zu dem Zweck, in Micky Krauses Ballermann-Hits die positive Einstellung zum Leben zu finden: So lerne man, sagt Nuhr, in Zeiten von ständigen Katastrophen und düsteren Zukunftsprognosen einfach weiter positiv zu denken.
Das ist ein besonderes Stilmittel des Künstlers: in dem er die angesprochenen Missstände kleinredet und verballhornt, erscheinen sie tatsächlich umso dramatischer. Sehr kabarettistisch.
Bei den Zuschauern kommt das gut an: „Er hält uns einfach den Spiegel vor“, sagt Susanne Hofmann. Sie ist bereits zum vierten Mal live bei Dieter Nuhr. „Und das im reinsten Plauderton.“ Auch dem 16-jährigen Pascal Krawczyk gefällt sein erster Besuch bei Nuhr sehr. „Ich finde diese Pausen toll, die er macht. Und dann setzt er mit nur einem Wort noch einen drauf.“
Das aktuelle Programm läuft noch zwei Jahre, im Sommer 2014 ist er in Krefeld im Seidenweberhaus zu Gast.