Schnelle Tattoos auf die Hand
Im Studio 08/15 gibt es samstags handflächengroße Motive ohne Termin und ohne Anzahlung. Die Nachfrage steigt.
Tattoo statt Kaffee: Während die Bäcker vielerorts mit dem schnellen Heißgetränk zum Mitnehmen werben, ist an der Oppumer Straße ein ganz anderer Trend entstanden. Samstagsmorgens gibt es hier keinen Kaffee, sondern ein „Tattoo to go“.
Um halb elf stehen rund zwanzig junge Leute vor dem Tattoo Studio 08/15: „Samstags ist bei uns Walk-in-day, das bedeutet, dass wir maximal handflächengroße Tattoos ohne Termin und ohne Anzahlung stechen“, erklärt Geschäftsführer Thomas Kesemeyer.
Wer zuerst kommt, wird zuerst bemalt: Auf einer Liste tragen die Interessenten ihre Daten und ihren Tattoowunsch ein. Und in dieser Reihenfolge wird auch tätowiert.
Saskia Thoeren steht ganz oben auf der Liste. Sie möchte einen kleinen Schmetterling mit elbischen Schriftzeichen aus dem Film „Der Herr der Ringe“. Es soll ihr erstes Tattoo werden: „Schon seit ich 15 bin, möchte ich ein Tattoo. Jetzt habe ich mich endlich für ein Motiv entschieden. Es ist so schön und geheimnisvoll“, sagt die 21-Jährige.
Der Spruch, der in geschwungenen Linien ihre rechte Schulter schmücken soll, heißt übersetzt „Wahre Liebe stirbt nicht“. „Ich habe in der Nacht schon ein wenig Angst bekommen, aber ich habe es mir schon so lange vorgenommen und bin schon ganz gespannt“, erzählt Saskia lächelnd.
Geschäftsführer Thomas Kesemeyer berichtet, dass die Nachfrage nach kleineren Tätowierungen immer größer wurde: „Die Idee des Walk-in kommt aus Amerika und die Resonanz ist extrem gut. Die Leute rennen uns hier jeden Samstag die Bude ein und kommen mittlerweile aus dem gesamten Ruhrpott“. Die beliebtesten Motive sind kunstvolle Schriftzüge, Federn oder auch Zeichen. „Eine Stelle, die bei Frauen momentan besonders beliebt ist, sind die Rippenbögen“, erzählt der Tätowierer.
Doch wer sich für ein Tattoo-to-go entscheidet, muss ganz sicher sein. Die 17-jährige Carolin Liedtke weiß genau, was sie will: „Ich möchte mir heute den Spruch ’Niemals ein Fehler, immer eine Lektion’ auf die Rippen tätowieren lassen. Denn der Spruch passt zu allem“, sagt die Krefelderin.
Das Tattoo ist ein Geschenk ihrer Mutter. Deren Einverständniserklärung hat sie gleich mitgebracht. Der Schriftzug ist Carolins erste Tätowierung und sie ist schon ein wenig aufgeregt. Sie wird von Gast-Tätowierer Nick aus Amerika tätowiert, der für einige Wochen im Studio 08/15 gastiert: „Das macht das Tattoo auch zu etwas Besonderem“, sagt Carolin.
Dann ist es so weit: Nachdem Nick die Schablone angesetzt hat und Carolin mit der Position des Schriftzuges einverstanden ist, startet Nick die Tattoomaschine. Das Geräusch erinnert an einen Zahnarztbohrer. Caroline zuckt leicht zusammen. Doch die 17-jährige entspannt sich schnell: „Es ziept ein bisschen, aber ich habe es mir viel schlimmer vorgestellt. Lässt sich auf jeden Fall aushalten“, sagt die 17-Jährige tapfer.
Einen Raum weiter sitzt Max Metzer. Der Krefelder lässt sich ein Tattoo nachstechen: „Ich war im Urlaub auf Gran Canaria und habe mir einen Maori Fisch stechen lassen. Das ist allerdings nicht so gut geworden“, erzählt er. Seinen Körper schmücken schon viele Tattoos aus der ganzen Welt. „Ich sammle die Tattoos wie Urlaubserinnerungen“, sagt der 25-jährige, auf dessen Oberarm gerade der misslungene Fisch ausgebessert wird.