Kulturrampe: Rauschendes Fest mit russischem Musikzirkus
Tolle Show mit der Kultband Serebryanaya Svadba und ihrer schillernden Sängerin.
Krefeld. Selten sieht man auf einer Bühne so viel Energie wie bei Benka, der Frontfrau der Band Serebryanaya Svadba. Sie hüpft, tanzt, spielt ein Instrument, erzählt gestenreich kleine Geschichten und singt auch noch dazu. Sie ist die meiste Zeit der schillernde Mittelpunkt des Abends.
Doch erst die musikalische Begleitung der anderen sechs Mitglieder macht die Gruppe aus Russland zu dem, was sie ist: ein eigenartiger Wanderzirkus mit ausgeblichenen Kleidern und umso bunteren Ideen. Mit Geige, Konzertina, Kontrabass, Banjo, Posaune, Tuba, Trompete und Schlagwerk, gepaart mit Synthesizersounds, bringen die fünf Männer und zwei Frauen einen tempogeladenen, mitreißenden Sound auf die Bühne.
Die Musik umschmeichelt den Gesang der zierlichen Benka, die stark an Edith Piaf oder die 20er Jahre erinnert. Wovon sie singt, das wusste am Freitag in der Kulturrampe wohl niemand so genau, denn ihre Lieder sind meist auf Russisch. Doch das stört nicht im Geringsten: die Stimmung und die Show, die zu jedem einzelnen Song auf der Bühne stattfindet, macht Textverständnis überflüssig.
Zu Anfang jedes Liedes haucht die Sängerin mit den roten Lippen russische Worte ins Mikrofon und verkündet zum Schluss mit feinem Akzent auch den deutschen Titel des jeweiligen Songs. „Dieses Lied ist über einen Geisterfahrschüler“, hört man sie sagen. Ein anderes Lied heißt „In Onkel Viats Garage“ und die verwendeten Instrumente sind Dinge, die man tatsächlich in der Garage finden könnte: das Blatt einer Kreissäge oder eine alte Hupe.
Zu „Der Himmel ist grau“ wird ein TV-Störbild an die Wand geworfen. In schwarz-weißem Gekrissel steht die Sängerin davor und starrt mit weit aufgerissenen Augen ins Publikum. Dann wird der Himmel aus Licht blau, und Benka, die in ihrer eigenen Welt zu leben scheint, schmiegt sich an einen beleuchteten Halbmond. Es folgen große Gesten zu einem Lied über eine Frau, die auf ihren verspäteten Mann wartet.
Theater, Kabarett, Puppenspiel — an diesem Abend kommt einiges zusammen. Es gibt viele Einflüsse, die an Gipsyfolk erinnern, an die Filmmusik von Goran Bregovi („Arizona Dream“). Mal klingen die Lieder nach Revolution, mal nachdenklich und zurückhaltend. Die meiste Zeit aber sind sie fröhlich — wie bei einem rauschenden Fest.