Disko-Lärm geht auf die Ohren
Laute Musik kann gefährlich für Nachtschwärmer werden. Das Risiko reicht von Tinnitus bis Hörschädigung.
Krefeld. Musik dröhnt aus den Boxen der Diskothek. Auf der überfüllten Tanzfläche berauschen sich die Jugendlichen nicht nur am Alkohol, sondern auch an der Musik.
Und diese kann gar nicht laut genug sein, wenn die Stimmung auf dem Siedepunkt ist. Grölen wird von ihr verschluckt. Jeder kann sich nach Lust und Laune austoben. Nur wenige wagen das Unmögliche: eine zivilisierte Konversation. Hier muss man sich auch ohne Worte verstehen.
In solch einer Nacht denkt wohl keiner der Nachtschwärmer an Lärmschutz. Dabei gibt Professor Rudolf Leuwer, Direktor der HNO-Abteilung des Helios Klinikums, zu bedenken: "Lärm schädigt. Kein Zweifel!" Ab welcher Lautstärke und in welchem Ausmaß sei jedoch individuell verschieden.
Die Schmerzgrenze liege bei 120 Dezibel (dB). In Diskotheken herrsche ein Dauerlärm von teilweise über 100 dB, was bei manchem Besuchern schon auf dem Heimweg zu einem nur noch gedämpften Hören führt.
Andere werden zu Hause von einem Tinnitus, einem anhaltenden Piepsen im Ohr, heimgesucht. Am nächsten Morgen sind die Symptome einer Hörschwellverschiebung im Regelfall wieder verschwunden, weiß Leuwer. Ob es sich um eine Schutzreaktion oder eine Schädigung des Gehörs handelt, sei bis heute umstritten, Spätfolgen könnten erst in 30 Jahren untersucht werden.
Zurzeit sei das Hörvermögen der Jugend allerdings aufgrund der ausgewogenen Ernährung außerordentlich gut. Als Risiko sieht Leuwer jedoch nicht nur die Diskothek, sondern auch das Musikhören über Kopfhörer oder den Schuss aus der Spielzeugpistole. Selbst Klassik-Konzerte sollten in Bezug auf ihren Lärmpegel nicht unterschätzt werden.
Was die Nachtschwärmer bei einer ausgiebigen Partynacht beachten sollten? "Ab und zu eine Pause einlegen. Es ist wichtig, dass die Jugendlichen ein Bewusstsein für ihre Ohren entwickeln. Das Hören ist schließlich ein schützenswerter Sinn", rät Leuwer. "Natürlich haben auch die Diskotheken-Besitzer eine große Verantwortung."
Und genau diese übernimmt die Kulturfabrik für ihre feierwütigen Schützlinge. Statt auf "Betreten auf eigene Gefahr"-Schilder setzt der technische Leiter der Kufa, Max Kropp, zum einen auf Lautsprecher, die sehr hoch angebracht, damit die Schallpegelverteilung möglichst gleichmäßig ist.
So wird verhindert, dass es unmittelbar vor den Boxen zu laut wird. Außerdem wurde ein DJ-Monitoring installiert. Das ist ein Lautsprecher, der direkt auf den DJ gerichtet und mit der Anlage in der Halle verbunden ist. "Wird es zu laut, reicht es, die Monitore beim DJ lauter zu machen, dann wird es in der Halle leiser."
Zusätzlich wurde ein System installiert, mit dem die Lautstärke überwacht werden kann. Aus diesen Messungen habe sich ergeben, dass die Musik der 90er Jahre weniger problematisch ist als Gitarrenmusik. Die Werte seien allerdings nicht dramatisch über der geforderten Norm.
Das vorbildliche Verhalten der Kufa kommt auch bei Nachtschwärmerin Mona (18) gut an: "Ich finde es super, wenn sich ein Club um das Wohlergehen seiner Besucher kümmert. In vielen Diskos ist es viel zu laut. Ein angepasster Pegel würde sicher schon zum Tanzen ausreichen."