Ein ganz normaler Treff für junge Homosexuelle

Im Together an der Neuen Linner Straße tauschen sich Jugendliche aus.

Krefeld. Es wird gekickert, gequatscht und gelacht. Das Together ist ein ganz normaler Jugend-Treff — für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle. Die Einrichtung des Sozialvereins für Lesben und Schwule (SVLS) ist seit September 2011 eine offene Anlaufstelle für 14- bis 27-Jährige. Jeder ist willkommen. „Die Jugendlichen nutzen das Together als Café“, erklärt die hauptamtliche Mitarbeiterin Janine Winkler. „Man trifft nette Leute, tauscht sich aus und setzt sich offen mit seiner sexuellen Identität auseinander.“

Der Treff ist entsprechend gemütlich eingerichtet. Eine Wand aus Pflanzen trennt den Eingangs- vom Sitzbereich. Wer nicht gesehen werden möchte, wenn er die Einrichtung betritt, kann einen separaten Eingang nutzen. „Das sind meist Jugendliche, die zum ersten Mal da sind. Manchmal kommen sie auch früher, um nicht direkt mit der ganzen Gruppe konfrontiert zu sein. Aber alle werden sehr herzlich aufgenommen.“ Außerhalb der Öffnungszeiten gibt es die Gelegenheit zu Einzelgesprächen.

In Workshops unterstützen sich die Jugendlichen gegenseitig. „Wir laden keine Dozenten ein, sondern erarbeiten Lösungen gemeinsam. Wir wollen die Jugendlichen in ihrer Identität und in ihrem Selbstbewusstsein stärken“, erklärt Winkler, die Pädagogik und Gender Studies studiert hat.

Diskutiert wird über Eltern, Schule oder Sexualität. Ob man homo oder hetero sei, spiele zunächst keine Rolle. „Aber schwule und lesbische Jugendliche stoßen an andere Grenzen. Punkte, an denen sie erkennen, dass die bestehende Norm für sie nicht gilt“, erläutert Winkler. In der Gesellschaft werde per se angenommen, dass alle Menschen hetero sind. „Wer nicht hetero ist, muss sich outen. Das kann gerade in der Pubertät zu einer extremen Belastung werden.“

In Krefeld ist das Together das einzige Angebot seiner Art — dabei müsste die Nachfrage extrem hoch sein. „Es kommen jede Woche neue Leute, aber wenn man überlegt, dass etwa sieben Prozent aller Jugendlichen homosexuell sind, müssten allein am Niederrhein 25 500 junge Menschen zwischen 14 und 26 Jahren schwul oder lesbisch sein“, rechnet Winkler vor.

Dass diese eher ausbleiben, könnte zum einen an der schwierigen Erreichbarkeit aus der Landregion liegen. Zum anderen sei die „gefühlte Homophobie in ländlichen Gebieten wie am Niederrhein besonders stark.“ In Schulen und Jugendeinrichtungen wird das Thema laut Winkler nicht oft genug angesprochen. „Das ist ein Teufelskreis: Der Bedarf wird nicht gespürt, die Einrichtungen bieten nichts an, aber der Bedarf ist da.“