Eine Gebirgsbahn fährt mitten durch den Garten
Pfarrer Cornelius Schmidt hat seine Modelleisenbahn aus dem dunklen Keller herausgeholt und sie ausgebaut.
Krefeld. Mit einem lauten und warnenden "Tut-Tut" rauscht die Lock quer durch den Garten im Hinterhof der altkatholische Gemeinde an der Dreikönigenstraße. "Das ist ein alter Güterzug", zeigt Pfarrer Cornelius Schmidt begeistert auf das kleine schwarze Gefährt. Dieses zockelt durch eine Berg- und Tallandschaft, die in mühevoller Arbeit innerhalb der vergangenen Jahre mit Fliesenkleber, Betonmörtel und Muskelkraft entstanden ist.
"Die Idee dafür kam, als meine Modelleisenbahnsammlung, nachdem meine Kinder erwachsen wurden, unbenutzt im Keller herumstand", erinnert sich der Pfarrer. Also holte der passionierte Modellbauer sie aus dem dunklen Keller-Mief und stellte sie in den sogenannten Sinnesgarten des Altenheims Dreikönigenhaus. "Den Anstoß gaben mir auch Heimbewohner, die meine Eisenbahnen bei einem Besuch sahen und sich wünschten, sie häufiger in Betrieb zu erleben."
Diesem Wunsch kam der 58-Jährige gerne nach. "Der Männerkreis der Gemeinde packte fleißig mit an", gibt der gelernte Altenpfleger zu. Nachdem das Gebäude der alten Post vor ungefähr zehn Jahren in den Besitz der Gemeinde ging, wurde das Grundstück dahinter genutzt, um dort einen besonderen Ort für die Heimbewohner zu errichten. Die begehbare Modelleisenbahn fand dort ihren Platz und begeistert seitdem Bewohner und Gemeindekinder.
"Der Garten hält aber noch viel mehr bereit als die 140 Meter lange Bahnstrecke", sagt Schmidt. Neben einem Kräuter- und Blumenbeet, findet sich dort auch ein Strandkorb, ein chinesischer Gong und sogar eine Bushaltestelle. "Von dort fährt natürlich kein Bus ab", erklärt Einrichtungsleiterin Angela Prietz.
"Der gesamte Garten ist darauf ausgelegt, insbesondere Demenzerkrankten durch bekannte Dinge Sicherheit zu geben und ihnen durch verschiedene Klänge und Gerüche Sinneserfahrungen zu ermöglichen. Deshalb eben Sinnesgarten." Gerne schwelgen die älteren Leute in Kindheitserinnerungen, "und da passte natürlich solch eine Modelleisenbahn bestens mit in das Konzept", ergänzt Schmidt, dessen Vater schon Pfarrer der Gemeinde war und er somit quasi im Dreikönigenhaus aufgewachsen ist.
Oben auf der Spitze der Gebirgslandschaft steht eine Burgruine und eine Kapelle. "Der Gebirgsbahnhof heißt Altensteig", sagt Schmidt schmunzelnd. Überall in dem Felsmassiv aus Mörtel, Kleber und Drahtgitter finden sich kleine und große Details wie eine Wanderergruppe, Adler, Steinböcke, eine Zahnradbahn und sogar ein bei Dunkelheit beleuchteter Wasserfall.
"Ebenerdig verlaufen die Schienen nur wenig, da sie doch eine potentielle Stolperfalle für die älteren Bewohner sind", erklärt der Vater von vier Kindern und einem Pflegekind. Um dieses Risiko zu minimieren, wurden die Schienen an diesen Stellen in die Pflastersteine abgesenkt.
Die Inspiration holt sich Schmidt in der Schweiz. "Viele der Elemente habe ich so in Wirklichkeit gesehen, wenn ich mit meiner Ehefrau in ihre schweizerische Heimat fahre." Seit 30 Jahren ist er mit ihr verheiratet, "Elisabeth akzeptiert mein Hobby, aber teilt es nicht unbedingt", sagt er lachend. Aber er wendet auch ein, dass er sich nicht stunden- und tagelang damit beschäftige. "Allerdings wird eine Modelleisenbahn niemals fertig", fügt er noch an und mit Blick auf die Größenordnung seiner Gartenbahn hat man daran auch keinerlei Zweifel.