Auftritt: Felix Banholzer – ein Abenteurer will sich zeigen
Frisch von der Schauspielschule ist Felix Banholzer im Ensemble gelandet. Mit 25 Jahren hat er schon viel von der Welt gesehen.
Krefeld. Zuerst war professionelles Theater ein Schock für Felix Banholzer. Denn verliebt hatte er sich in jene Form des freien Spielens, die alle Talente gleichzeitig fordert. In der Gruppe Tempus Fugit in seiner Heimat Lörrach schrieb er mit an den Stücken, brachte sie auf die Bühne, improvisierte sie dutzende Male vor Schulklassen und half hinterher noch beim Aufräumen. "Am Anfang war es schwierig für mich zu sehen, wie wenig Einfluss man bei den Profis auf das große Ganze hat", sagt Banholzer. "Viele verschiedene Leute geben ihren Senf dazu."
Heute hat der Absolvent der Stuttgarter Schauspielschule, der sein erstes Engagement nun am hiesigen Theater gefunden hat, längst verstanden, dass gerade dieses Arbeiten Spannung erzeugt. Als Schauspieler ist er nur ein Rädchen im großen Getriebe - aber ein wichtiges. "Ich habe erst mit der Zeit erkannt, dass man mit wenigen Sätzen ganze Welten erschaffen kann." Diese Chance hat Banholzer gleich in seiner ersten Mini-Rolle in "Othello". Als Billardspieler ist er "eher ein lebendes Bühnenbild".
Ganz anders wird das in "Lenz" nach Georg Büchner. Für das Stück hat er die Titelrolle ergattert. "Ich spiele einen Mann, der zu sensibel ist für die Welt", erzählt der 25-Jährige. "Ein schwieriger und spannender Text. Da kann ich mich zeigen."
Anders als vielen Kollegen wurde ihm dieser Hang zum Exhibitionismus nicht in die Wiege gelegt. "In der Schule habe ich mir vor Referaten fast in die Hose gemacht. Ich gehöre definitiv nicht zu denen, die mit zehn Jahren schon Schauspieler werden wollten." Doch irgendwann muss den Jungen, der im Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz aufgewachsen ist, die Abenteuerlust gepackt haben. Mit 15 Jahren ging er per Schüleraustausch in den Moloch Mexiko-City - und blieb mehr als ein Jahr. "Eine prägende Zeit", sagt er heute.
Es blieb nicht der einzige Versuch, den eigenen Horizont zu erweitern. "Nach dem Abitur wollte ich so was noch einmal erleben", erzählt Felix Banholzer. Er bewarb sich um einen Zivildienst-Posten in der Entwicklungshilfe - und landete bei Aids- und Kriegswaisen im bitterarmen Uganda. Was er dort gesehen und erlebt hat, ist ihm erst im Nachhinein klar geworden. Die Erlebnisse haben ihn reifer gemacht: "Ich bin heute nicht mehr so naiv zu denken, ich könne die Welt verändern. Was soll ein Felix, der gerade Abi gemacht hat, den Menschen in Uganda beibringen?"
Ganz grundsätzliche Fragen sind aus seiner Zeit in Afrika übrig geblieben: über den Sinn und Unsinn von Entwicklungshilfe, über Gerechtigkeit und Kultur-Imperialismus. "Wenn ich nicht Schauspieler geworden wäre, hätte ich auch gerne Geschichte studiert", sagt Banholzer.
Doch es kam anders: Die Leidenschaft für das Theater siegte, auch wenn die Zweifel, "diese guten alten Freunde", immer mal wieder an ihm nagten. Nach der Ausbildung landete er bei einem Sammel-Vorsprechen in Neuss, bei dem sich hunderte junger Schauspieler präsentierten. Er spielte den Kindermörder Jürgen Bartsch und überzeugte damit Krefelds neuen Schauspieldirektor Matthias Gehrt.
Seine ersten Proben in der Fabrik Heeder fand Felix Banholzer "sehr spannend". Er mag es, dass aufgrund vieler Neuankömmlinge kein gefestigtes Ensemble auf ihn wartet: "Dadurch entsteht eine wahnsinnige Energie." Banholzer will zugucken und lernen, mitgestalten und sich in den Job hineinspielen, mutig und ein bisschen wachsam: "Die Professionalität darf es nicht schaffen, die Leidenschaft zu töten."