Kresch: Eröffnung mit Woyzeck

Die 20. Spielzeit an der Virchowstraße steht unter dem Motto „Einmischen ist möglich“.

Krefeld. "Theater findet nicht in Wolkenkuckucksheim statt, sondern muss sich an der Lebenswirklichkeit orientieren - und das kann das Kresch besonders schnell." So eröffnete Kulturdezernent Roland Schneider die Pressekonferenz zur neuen Spielzeit des Kreschtheaters - um dann ein Füllhorn mit interessanten und engagierten Projekten, Kooperationen, Inszenierungen und Vorhaben auszuschütten. Die 20.Spielzeit steht unter dem Motto "Einmischen ist möglich".

Ein öffentlich subventioniertes Theater solle "machen, was notwendig ist, was die Stadt, die Gesellschaft, die Welt an Fragestellungen aufgibt", betonte Schneider. Kein Wunder, dass Büchners "Woyzeck" Anfang Oktober die Spielzeit eröffnet.

Der regieführende Franz Mestre sieht in diesem Stück die Zerrissenheit, die unterschiedlichen Ansprüche, die auch am heutigen Menschen zerren, wie sonst kaum gespiegelt. "Wir werden den Woyzeck unter uns aufspüren." Auch das zweite Mestre-Stück - "Kotzen - das Musical" - nimmt die inhaltlichen Vorgaben der Lebenswirklichkeit auf: Die "Generation Casting" mit ihren Symptomen wie Essstörung, Burn out und Autoaggression werden behandelt. Derart Schweres in so einer gefälligen Form? Mestre erinnert an die musikalische Tradition im Kresch, und Autor René Linke verweist auf Brecht, der auch das Schwere mit dem Leichten vermischte.

Über Erfolge im zurückliegenden Jahr wie Steigerung der Zuschauerzahlen oder zahlreichen Einladungen zu bundesweiten Theatertreffen wurde nur kurz gesprochen. Besonders den Nerv der Zeit getroffen hat sicherlich die Aufführung "Familien Klauen" mit seiner "grundlegenden Befragung der Formen des heutigen Zusammenlebens": Das von Helmut Wenderoth inszenierte "Looking for Gretel" führt diese Fragestellung auch in der neuen Spielzeit fort. Ebenso seine Variante vom Märchen "Der Fischer und seine Frau" stößt in den Kern unserer Wirklichkeit: "Was bedeutet das eigentlich", fragt Wenderoth, "wenn man immer mehr haben will?"

Das bundesweit so erfolgreich als Krefelder Modell diskutierte Stadtkinder- und Stadtjugendtheater bricht in diesem Jahr aus dem Theater aus und "erobert die Stadt". "Play Krefeld" heißt hier die Devise für zahlreiche öffentliche Spielformen. Die Stadt wird zur Bühne.

Ganz nebenbei erfuhr man auch etwas über anstehende Personalia und strukturelle Änderungen im Kresch: René Linke soll für die anstehende Spielzeit die offene Dramaturgen-Stelle besetzen, in der nächsten Spielzeit, so Roland Schneider, "soll wieder zur Mono-Spitze zurückgekehrt werden".

Gesucht wird ein Fachmann für das Kulturmanagement, der sich besonders der Verwaltungsseite widmen soll. Red