Schätze zum Abschied
Ab 19. September zeigt die scheidende Leiterin im Textilmuseum Stickereien des Mittelalters und der Renaissance.
Krefeld. Aus dem kulturellen Einflussbereich des Vorderen Orients sind es drei Stücke, die Museumsdirektorin Brigitte Tietzel voller Stolz vorführt: Ein bestickter Mantel mit Weste, eine kreisrunde Decke und ein Stück Wandbehang. Zu allen diesen drei Stücken gibt es eine Geschichte, zu ihrer Herkunft und zu ihrem Weg in das Deutsche Textilmuseum in Linn.
Zunächst zu ihrem Weg hierher: Eine ältere Dame in Köln hat diese drei beziehungsweise vier Stücke aus ihrer Sammlung dem Textilmuseum angeboten. Zu einem fairen Preis, sagt Brigitte Tietzel. Über einen Ankaufsetat verfügt das Museum nicht, aber über einen agilen Freundeskreis.
Außerdem hatte Brigitte Tietzel noch eine Rücklage aus einer Spende. Mit diesen Mitteln kaufte sie die Weste, der Freundeskreis den Mantel und die runde Decke dazu - im hohen vierstelligen Bereich. "Ich bin sehr froh darüber, dass zum Ende meiner Tätigkeit noch solche Schätze für die Sammlung erworben werden konnten", sagt Tietzel. Und darüber hinaus hat die Dame aus Köln das persische gewebte Stück zum Geschenk gemacht.
Die runde Decke mit mehr als einem Meter Durchmesser liegt auf einem Tisch: Ein Prachtstück von güldener, inzwischen zu Silber verblasster Stickerei auf rotem Samt. "Es ist osmanisch, 19. Jahrhundert", sagt die Wissenschaftlerin, die mit genauer Recherche der Herkunft der drei Stücke auf den Grund gegangen ist. Erstaunlich bei der Decke: Es sind Tiere darauf zu sehen. "Wir können davon ausgehen, dass in dieser kultivierten adligen Schicht europäische Motive verwendet wurden", sagt Tietzel.
Bei dem prachtvollen Mantel hat sie in zahlreichen Werken nachgeschlagen, bis sie zu dem Schluss gelangte: "Wahrscheinlich ein Damenmantel aus Albanien, um 1800." Damals gehörte Albanien zum Osmanischen Reich, die goldene Stickerei auf dem roten Samt zeigt vorderorientalische Pracht. Auch eine Weste gehört dazu, jedes Detail verrät Freude am Schönen. Die Knöpfe sind wie aus Goldfaden geflochten, kleine rote Korallen schmücken die großen Knöpfe.
Da das Textilmuseum keine Dauerausstellung hat, kommen diese schönen Stücke demnächst bei einem Empfang in der Museumsscheune zur Geltung.