„Einlaufkind“ im Wembley-Stadion: Glückspilz aus Gartenstadt

Joel Königs (7) ist am Samstag ein „Einlaufkind“ im Wembley-Stadion. Papa Markus hatte wieder einmal das richtige Händchen bei einem Gewinnspiel.

Krefeld. Am Mittwochnachmittag an der Sportanlage am Rundweg in Uerdingen: Die Jugend des VfB ist zum Training erschienen — und mit ihr auch der gegenwärtig prominenteste Spieler des Uerdinger Vereins, gerade von den Bambinis zur F-Jugend gewechselt: Joel Königs, sieben Jahre jung, aus Gartenstadt.

Er ist am Samstag beim Champions-League-Finale in Wembley eines von 25 „Einlaufkindern“ an der Hand von Spielern und Schiedsrichtern den „heiligen Rasen“ betreten werden. Und von oben auf der Tribüne wird Mama Nadine das Spektakel verfolgen — mit mehreren hundert Millionen Fernsehzuschauern weltweit.

Und das kam so: Vater Markus Königs ist zwar kein Dortmunder, aber eingefleischter BVB-Fan und Mitglied der Borussia. „Ich nehme an jedem Gewinnspiel teil, bei dem Karten für BVB-Spiele verlost werden. Sonst kommt man doch kaum an Karten“. Und hatte nicht nur diesmal Glück. Papa und Filius waren schon in manchen Bundesliga-Stadien, bisweilen sogar mit der ganzen F-Jugend des VfB Uerdingen — zum Beispiel beim 5:0 der Dortmunder in Bremen.

Besonders „cool“ findet Joel — ein eher zurückhaltender Bube, wenn er nicht gerade im Stadion ist oder als Stürmer selbst auf dem Platz steht — Verteidiger Mats Hummels. Dessen Trikot trägt er auch beim Training. Eine große schwarzgelbe Fahne hat der jüngste Spieler in der Mannschaft von Trainer Michael Reuter auch dabei.

An wessen Hand der kleine Gartenstädter am Samstag ins Wembley-Stadion einläuft, wird erst kurz zuvor entschieden. Es könnte ja ein Bayern-Spieler werden. Oder Hummels. Oder ein Schiedsrichter. Aber nicht Mario Götze, dessen Wechsel zu den Bayern Joel „doof“ findet: Das Supertalent ist verletzt.

Markus Königs hat das Gewinnspiel eines Kreditkarten-Anbieters auf den Namen seiner Frau ausgefüllt — wissend, dass Gewinne nicht übertragbar nicht. „Es war schon schwierig. Ich werde das Spiel zu Hause mit Töchterchen Emily sehen“.

„Das ist wohl wahre Liebe“, mutmaßt die Mutter eines anderen VfB-Knaben am Rande des Platzes. Eine kurze Zeit hatte Markus Königs mit dem Gedanken gespielt, mit in einem der Fan-Busse für 95 Euro nach London zu fahren — um am Samstag dort zu feiern.

Nadine Königs freut sich riesig. Am Freitag um 10.50 Uhr hebt die British-Airways-Maschine in Düsseldorf ab — am Sonntag Mittag kehren sie zurück. Sie wohnen im Millennium Baileys Hotel in Kensington. „Zusammen mit 21 anderen Einlaufkindern und ihren Elternteilen“.

Und beinahe wäre noch eine andere „VfB-Mutter“ nebst Filius beim Finale in London dabei gewesen: Auch Kassiererin Melanie Enger hatte bei einem anderen Gewinnspiel derselben Kreditkartenfirma auf Facebook zwei Logenplätze gewonnen. Ihr Sohn, Bayern-Fan, war dann doch ziemlich enttäuscht, dass Mutter auch diesen nicht übertragbaren Gewinn verfallen ließ.

„Am Samstag haben wird ein Kindergarten-Turnier auf unserer Anlage am Rundweg. Danach das Fest der Industriegewerkschaft BCE. Das wird jedes Vorstandsmitglied, jede Hand gebraucht“. Die Wetterprognosen für den Festtag sind wenig erfreulich. Das kann man auch „wahre Liebe“ nennen, wahre Liebe zum VfB Uerdingen.