Faustball: Ein Spiel ist vom Aussterben bedroht
Nachwuchssorgen: Einst war Krefeld eine Hochburg des Rückschlagspiels. Das ist vorbei.
Krefeld. Klaus Hansen sitzt am Spielfeldrand und schwelgt in Erinnerungen, während einer seiner Teamkollegen den Ball mit der Faust in die andere Spielfeldhälfte schmettert. "Vor vielen Jahren war Krefeld eine Faustball-Hochburg", sagt der 70-Jährige. "Alleine im Polizeisportverein trainierten vier Mannschaften." Doch dann hat man einen kapitalen Fehler begangen: "Wir haben uns sehr auf die Leistungsstarken konzentriert. Dadurch sind Neuzugänge nicht zum Zug gekommen und konnten bei uns nicht so leicht Fuß fassen."
Die Zeche für diesen sportlichen Ehrgeiz zahlt der Verein jetzt: Er leidet unter Nachwuchsmangel. Der jüngste der acht Spieler ist 43 Jahre alt, der älteste ist 85. "Aber in Sachen Technik und Schnelligkeit ist er einigen Jüngeren überlegen", findet Hansen.
Wenn mal einer verhindert oder krank ist, trainieren die Faustballer mit Spielern der Behindertensportgruppe Uerdingen. "Wir verstehen uns sehr gut und profitieren vom gemeinsamen Training."
Hansen ist bewusst, dass das Match, das in der Turnhalle des Arndt-Gymnasiums ausgetragen wird, eher wie ein gemütlicher Schlagabtausch aussieht. "Aber spielen Sie das erst einmal selbst, dann ist das nämlich nicht mehr so einfach", sagt der lizensierte Übungsleiter lachend. "Und in der Bundesliga ist dieser Sport sehr schnell, hart und präzise. Die Profis sehen jede Lücke und nutzen Schwachstellen des Gegners gnadenlos aus."
Ein bisschen erinnert Faustball an Volleyball mit Auftipsen, denn der Ball darf einmal vor dem Schlag den Boden berühren. Aber es gibt einige entscheidende Unterschiede.
Sofort fällt ins Auge, dass das Spielfeld riesig ist. In der Halle misst es 40 mal 20 Meter, draußen ist es noch einmal zehn Meter länger. Die Ballannahme mit dem Fuß oder mit der offenen Hand wird als Fehler gezählt. "Man darf nur die Faust oder den Arm benutzen", erklärt Hansen.
Die Spieler wechseln die Positionen anders als beim Volleyball nicht, jeder hat seine feste Aufgabe. Vorne stehen zwei Schlagleute, der Mittelmann legt die Bälle vor und hinten stehen zwei Spieler in der Abwehr. Zwar sind innerhalb der Mannschaft drei Pässe erlaubt, allerdings nur einmal von jedem Spieler.
Das Feld wird durch eine Leine in zwei Metern Höhe in der Mitte geteilt. Der Ball wiegt fast 400 Gramm und ist damit deutlich schwerer als ein Volleyball (rund 270 Gramm). "Nach den ersten Trainigseinheiten tun einem deshalb richtig die Arme weh, aber nach einiger Zeit härtet man ab", sagt der pensionierte Polizist. Gewonnen hat die Mannschaft, die zwei Sätze für sich entscheiden konnte. Ein Satz hat 20 Punkte, allerdings sind zum Sieg zwei Punkte Vorsprung nötig.
"Faustball ist ein typischer Polizeisport, weil das Verletzungsrisiko sehr gering ist", sagt Hansen. "Wir freuen uns aber über jeden, der bei uns einsteigen möchte - egal welchen Beruf er ausübt. Denn diese Sportart ist in Krefeld vom Aussterben bedroht."